Was im Rollenspiel zu meiden ist – und was nicht. (Karneval der Rollenspielblogs)

Die Zeitzeugin Logo_RSPKarneval_250pxrichtet den Karneval im April aus. Schwieriges Thema, „Tabuzonen“. Damit kann man sich in die Nesseln setzen, was ich mit diesem Beitrag vermutlich bei manchem auch tun werde. Trotzdem denke ich, „dass das mal gesagt werden muss“ – oder „mal wieder“, denn das Problem ist zwar nicht neu, doch die Gegenargumente versinken oft sehr schnell.

 

 

Arten von Tabus

Zwei Arten von Tabus sind im Kontext des Rollenspiels relevant: persönliche und gesellschaftliche.
Persönliche Tabus haben viele Spieler – aber sie reden normalerweise nicht ungefragt drüber. Persönliche Tabus betreffen Situationen oder Reize, die für den Spieler ganz individuell (emotional) extrem negativ besetzt sind; das kann durch die persönliche Lebensgeschichte bedingt sein, etwa ein Trauma, eine Phobie, unangenehme Erlebnisse und Lebensgeschichten und so weiter. Hier geht es um kritische Dinge wie Vergewaltigungen, Tod von Angehörigen oder irrationale, aber nichtsdestotrotz sehr intensive Ängste. Oder aber sie kommen aus einer grundsätzlichen Geisteshaltung und Lebenseinstellung – man will im Rollenspiel beispielsweise keine ausführlichen Beschreibungen von Verletzungen, Tod und Elend haben, weil schließlich macht man das Ganze ja zum Spaß.
Diese Art von Tabu kann sich auch mit dem folgenden überschneiden: dem Tabu gesellschaftlicher Art. Diese nennt man heutzutage meist nicht mehr „Tabu“, sondern „politische Korrektheit“ (neudeutsch abgekürzt „PC“). Es gibt genug Dinge, die in unserer Gesellschaft mit dieser Art von Tabu belegt sind: Rassismus, Intoleranz, stark abweichende Glaubensrichtungen, politischer Extremismus, exzessive Gewalt, häufig Sex, mitunter sogar Kapitalismuskritik. Diese Art von Tabus ist oftmals nicht Ausdruck wirklicher persönlicher Überzeugungen oder kritischer Reflexion, sondern in weitesten Teilen sozial bedingt – was nichtsdestotrotz eine starke Wirkung haben kann.

 

Persönlich pfui, Gesellschaftlich hui!

Wie geht man mit diesen Tabus im Rollenspiel um? Meine Überzeugung ist: persönliche Tabus meiden, gesellschaftliche ins Spiel integrieren.

Das Schwierige an persönlichen Tabus ist, dass sie in der Regel nicht offensichtlich bzw. den Mitspielern unbekannt sind – logisch, denn wenn man ein wirkliches Problem mit einer Sache hat, redet man nicht gerne drüber. Trotzdem und gerade deswegen sollte man, wenn man von solchen eigenen No-Gos weiß, in einer „ernsthaften“ Rollenspielrunde sich mal einen vertraulichen Moment suchen, und mit dem Spielleiter darüber reden, welche Dinge man im Rollenspiel bitte keinesfalls thematisiert haben möchte.

Spiele im Kopf hat einen Vorschlag hierzu veröffentlicht, den ich nur für bedingt gangbar halte; er basiert darauf, dass jeder in jeder Situation eine „rote Karte“ hochheben kann und das entsprechende Geschehen dann geretconned und übergangen wird. Problem: erstens ist nicht immer ersichtlich, was genau jetzt eigentlich das Tabu-Thema war, zweitens „outet“ man sich damit möglicherweise ungewollt, und drittens – wenn es tatsächlich um wie auch immer geartete traumatische Ereignisse geht, wurden die in der Situation wahrscheinlich schon getriggert, und die Karte dient somit nur der Verhinderung einer weiteren Verschlimmerung der persönlichen Situation.

Mein Gegenvorschlag wäre, dass dem Spielleiter vor Beginn einer Kampagne eigene Tabus mitgeteilt werden – und zwar von jedem Spieler. Sicher hat jeder Dinge, die er im Rollenspiel nur ungern thematisiert haben will, und sicherheitshalber kann man auf diese Liste eben nicht nur um Tabus, sondern auch allgemein rollenspielerische Sachen (z.B. Regeldiskussionen, Bettszenen, Spieler-Kleinhalten, lange Tavernenszenen etc.) draufschreiben, damit auch wirklich jeder was beizutragen hat. Der Spielleiter sammelt diese Dinge und schreibt sie alle auf eine gemeinsame Liste, die jedem Mitspieler zugänglich ist. Der Vorteil daran: durch den Umweg über den Spielleiter muss nicht jeder von jedem wissen, wer was ungut findet oder als persönliches Tabu hat; gleichzeitig werden alle No-Gos im Spiel transparent für alle. Wenn im Spiel dann tatsächlich mal eine Situation entgleiten sollte, kann man einfach auf die gemeinsame No-Go-Liste verweisen.

Jetzt kommt der kritische Punkt, den ich kurz und provokant fassen will: gesellschaftliche Tabus. Vor allem am Reizthema Rassismus entzünden sich immer wieder ebenso heftige wie sinnlose Diskussionen – inzwischen ist es ja schon nicht mehr PC, wenn in einem Rollenspiel „Rassen“ als Begriff auftaucht. So halbgar dieser Begriff im biologischen Sinne auch sein mag, wird er durch die Ersetzung durch „Spezies“ nicht besser. Vielmehr scheint diese immer wieder aufkommende Debatte um „rassistische“ Inhalte (es gibt Leute, die stören sich dran, dass es bei DSA „Thorwaler“ und „Utulus“ als „Rassen“ gibt, und erstere gute Eigenschaftsboni bekommen, letztere aber einen Bonus auf „Musizieren“) ein spezifisch deutsches Problem, gespeist aus unserem gemeinsamem und wohl immer noch unzureichend aufgearbeitetem Weltkriegstrauma zu sein.

„Rassismus“, ist im wirklichen Leben ohne Zweifel ein echtes, wohlbegründetes und unterstützenswertes Tabu  (damit man micht nicht falsch versteht – im Sinne von: Rassismus ist in jeder Hinsicht abzulehnen). Im Rollenspiel kann man mti diesem Thema gut oder schlecht umgehen – als Beispiele betrachten wir einmal Splittermond und Shadowrun.

Im Splittermond-Weltenband wird explizit darauf hingewiesen, wie bunt die Welt ist, in der Wolfsmenschen mit Alben, Menschen, Zwergen und Gnomen jederzeit einen Ringelpiez starten können – denn Rassismus gibt es dort nicht. Mehrfach und nachdrücklich finden sich erklärende Passagen, dass auf Lorakis alle Rassen, pardon, „Spezies“ gleichberechtigt sind, tolerant gegenüber anderen Spezies, und kein Alb auf die Idee käme, einen Zwerg zu schikanieren, nur weil er ein Zwerg ist, oder ein Varg einen Gnom, nur weil er ein Gnom ist. So unglaubwürdig das im Sinne des Verständnisses einer vormodernen Welt generell ist, so wenig ist das konsequent durchzuhalten – auch auf Lorakis gibt es „rassistische“ (im weiteren Sinne) Gesellschaften, aber das sind explizit immer nur kulturell abgeschottete Eigenbrötler, und sie haben stets gute Gründe für ihre Ablehnung aller anderen Spezies außer der eigenen. Klingt zwar PC, ist aber weder wirklich glaubwürdig noch spannend.

Was macht Shadowrun besser? In Shadowrun ist Rassismus ein gängiges Topos, das die ganze Gesellschaft durchdringt. In klassischen Runnerstädten leben ebenfalls alle möglichen Rassen zusammen, doch es gibt auch Ghettobildung, Ausgrenzung, rassistische Organisationen, Benachteiligung, ganze Staaten, in denen einzelne Rassen dominieren und andere unterdrücken, aber auch lustige Nachteile wie „Elfen-“ oder „Ork-Poser“, oder eben „Vorurteile“ (gegen andere Rassen – oder auch Rassisten!). Im Prinzip also ähnlich wie in unserer Welt – doch ohne Berührungsängste seitens der Autoren. Das ist nicht nur glaubwürdig, sondern birgt auch eine gewaltige Menge an Konflikt- und Spielpotential.

 

Thesen und Zusammenfassung

Worauf ich hinauswill ist sicher kein Loblied auf amerikanische im Gegensatz zu deutschen Autoren – sondern auf eine Entkopplung der PC unserer realen Welt von den fiktiven Welten, die wir im Rollenspiel betreten. Ich möchte hierzu drei Thesen in den Raum und zur Diskussion stellen:

1) Tabuthemen sind glaubwürdig! Vorurteile, die mit der Zeit zu PC-Tabus werden, bilden sich meistens nicht von selbst, sondern haben einen „wahren“ Kern – im Sinne von „viele Leute halten das für wahr und dann verselbstständigt sich das Ganze“. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt einzelner Tabuthemen wie Rassismus (oder Paternalismus, religiöser Extremismus und so weiter) ist es schlicht glaubwürdig, wenn auch die Bewohner von fiktiven, fantastischen Welten solchen Denkkategorien unterliegen – insbesondere in vormodernen Welten, die keine dreihundertjährige Geschichte der Aufklärung durchlaufen haben. Fantasy-Welten, in denen es keinen Rassismus gibt, sind – meiner Ansicht nach – wenig plausibel, denn sie verleugnen die offensichtlichste Möglichkeit von in-group/out-group-Kategorisierung in Form extrem prägender körperlicher Merkmale. [Kleiner Seitenlink: ein Artikel von Alexander von Ace of Dice über Rassismus im Rollenspiel.]

2) Tabuthemen sind interessant! Viele Rollenspieler mögen es, wenn sie in fiktive Welten eintauchen können, die nicht 1:1 ihrer Realität entsprechen. Nicht nur kann man selbst in eine andere Rolle schlüpfen, sondern auch eine andere Gesellschaftsform erleben – und sich kritisch mit ihr auseinandersetzen. Charakterspiel wird meistens dort richtig anspruchsvoll, wo man mit Situationen konfrontiert wird, die eigenen Überzeugungen widersprechen, und man sich mit ungewohnten Denkschemata auseinandersetzen muss. Und diese entweder konfrontativ überwinden, oder sich ihnen – für die Zeit des Spiels! – unterzuordnen. Dass diese Beschäftigung mit Themen, die in unserer Welt tabu, in der Spielwelt aber vielleicht alltäglich sind, nicht nur reizvoll und spaßbringend, sondern auch lehrreich und persönlichkeitsfördernd sein kann, wird von PC-Demagogen gerne unter den Tisch gekehrt – dabei zeugt es nicht eben von einem humanistischen Menschenbild, anderen Spielern zu unterstellen, sie könnten Spiel und Realität nicht trennen.

3) Tabuthemen bieten hervorragendes Spiel- und Geschichtsmaterial! Etliche – wenn nicht die meisten – Tabuthemen, etwa die Ungleichberechtigung der Geschlechter, sind tief in unserer Kultur verankert und bieten archetypischen Ausgangsstoff für viele klassische Topoi. Sei es die Jungfrau in Not, der ritterliche Retter, die Prinzessin, die sich als Mann verkleidet, um einer ungewollten Heirat zu entgehen oder die Welt kennenzulernen, und sowohl historische (wie interessant wäre eine Jeanne d’Arc, wenn „Ritterin“ ein üblicher Beruf im damaligen Frankreich gewesen wäre?) als auch literarische (etwa Gudrun/Kriemhild, Brunhild, oder Guinevere) Gestalten leben vom Spannungsverhältnis der Geschlechter. Aber auch andere Tabu-Themen sind gute Spielaufhänger – beispielsweise die Gewaltätigkeit einer Kultur wie der DSA-Fjarninger, bei der als expliziter Heldenhintergrund erwähnt wird, dass der SC seinen Stamm z.B. wegen „Weichherzigkeit“ verlassen musste. ODer, ganz klassisch, Legolas und Gimli: Zwerge und Elfen hassen sich halt normalerweise – aber im Lauf des Abenteuers lernen sie ihre Vorurteile zu überwinden und schließen eine tiefe Freundschaft. Spielercharaktere als außergewöhnliche Gestalten profitieren davon, wenn sie sich von unangenehmen Zügen der Kulturen, aus denen sie stammen oder auf die sie treffen, distanzieren können! Natürlich nur, wenn es solche Tabuthemen auch im Rollenspiel gibt…

 

Zusammenfassend möchte ich also eine Lanze für die Darstellung und Behandlung gesellschaftlicher Tabus im Rollenspiel brechen. Ich denke, dass gerade Tabuthemen sehr viel Spielpotential bieten, weil sie von vornherein – zumindest aus unserer Sicht – konfliktbeladen sind. Wer glaubt, in seinem Rollenspiel von allem Abstand halten zu müssen, was in unserer Welt nicht PC ist, spricht entweder seinen Mitspielern jede Mündigkeit zu einem eigenen kritischen Umgang mit diesen Themen ab, oder sollte vielleicht selbst einmal reflektieren, ob seine eigene Fähigkeit zur Trennung von Spiel und Realität ausgeprägt genug ist.
PC (oder besser: die tatsächliche Einstellung zu gesellschaftlichen Tabuthemen) im wirklichen Leben, und das Geschehen im Rollenspiel sollten nicht zu fest und unkritisch vermischt werden. Davon abgesehen, dass es von einer gewissen moralischen Doppelbödigkeit zeugt, sich etwa über fehlende Gleichberechtigung in einer Rollenspielwelt zu mokieren, gleichzeitig aber kein Problem mit Grabraub, Mord und Totschlag durch die eigenen Spielfiguren zu haben.

Als halbwegs erwachsene Menschen sollten wir auch mit schwierigeren Themen im Rollenspiel umgehen können und selbiges auch den anderen zutrauen. Pochen auf eine möglichst – nach unseren Maßstäben – politisch korrekte und von Tabuthemen befreite Spielwelt macht diese nicht nur unglaubwürdiger, sondern das Spiel in ihr auch ärmer an Möglichkeiten, Konflikten und Dramapotential.

39 Kommentare zu “Was im Rollenspiel zu meiden ist – und was nicht. (Karneval der Rollenspielblogs)

  1. Wulf sagt:

    Ja ja ja! =) Wie fürchterlich sind diese Forendiskussionen, in denen manche eine rosarote Spielwelt(!) fordern in der alle Kulturen, Wesen, Religionen, Geschlechter gleichberechtigt sein müssen. Ich kann diesem Blogbeitrag nur beipflichten. Bei halbwegs erwachsenen Mitspielern, die sich untereinander kennen beraubt man sich so vieler Interessante Konflikte, wenn man auf Tabus verzichtet.
    Eine „alle haben sich lieb Welt“ (ich wusste gar nicht, dass es bei Splittermond wohl so ist…) fände ich stinklangweilig.

    • belchion sagt:

      Splittermond ist auch keine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, es gibt dort Konflikte, sie basieren lediglich nicht auf biologischer Grundlage. Alles andere wäre auch arg anachronistisch, da der Rassismus (zumindest in der uns geläufigen Form) sich überhaupt erst ab dem späten 16. Jhd. entwickelte, die mit der Aufklärung einhergehende naturwissenschaftliche Klassifizierung der Welt war eine der Voraussetzungen für sein Entstehen.

      Die Rivalität zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund zeigt sehr schön, dass man Konflikte an nicht-rassischen Linien ausrichten kann: Trikotfarbe zählt da wesentlich mehr als Hautfarbe.

  2. Danke! Dieser Artikel ist mir quasi aus der Seele gesprochen.

  3. mir auch. du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. vor allem die Unterscheidung persönliche und gesellschaftliche Tabus finde ich sehr gut. Danke!

  4. Noldorion sagt:

    Ich kann die Argumente zwar nachvollziehen, meines Erachtens wird dabei aber ein Aspekt vernachlässigt: Eine Welt, in der Rassismus (wie bei Shadowrun) oder Sexismus (wie bei A Song of Ice and Fire) zum Alltag gehören, zwingt die Spieler dazu, sich entweder damit auseinanderzusetzen oder aber einen Teil der Welt zu ignorieren.

    Nicht jeder Spieler hat aber immer Lust darauf, sich damit auseinanderzusetzen.

    Beispiel Gleichberechtigung der Geschlechter: Natürlich sind Jeanne d’Arc, Hua Mulan, Brienne von Tarth oder ähnliche Figuren sehr spannend und nur möglich in einer Welt, in der Frauen diskriminiert und in ihrer Berufswahl eingeschränkt sind. Aber eine solche Welt zwingt dann eben auch dazu, sich dieser Diskriminierung zu unterwerfen oder einen Teil zu ignorieren. Es hat aber nicht jeder Lust darauf, eine Ritterin zu spielen, die ständig ihren Wert in einer männerdominierten Gesellschaft beweisen muss. Vielleicht wünscht sich ein Spieler oder eine Spielerin ja auch, sich völlig frei dazu entscheiden zu können, eine weibliche Kriegerin zu spielen, die sich eben nicht verkleiden muss, der Respekt und Anerkennung zuteil wird, ohne dass sie beweisen muss, dass sie genauso gut ist wie die Männer, die nicht dauernd gegen Vorurteile zu kämpfen hat.

    Beim Rassismus ist es das gleiche: Vielleicht will man nicht jedesmal, wenn man z.B. bei Shadowrun einen Elf oder Ork spielt, sich darauf einlassen, dass dieser rassistisch beleidigt und herabgewürdigt wird (oder dass man vom Spielwelthintergrund davon ausgeht, dass er andere Rassen diskriminiert).

    Und das ist nicht einmal ein theoretisches Gedankenkonstrukt: Ich habe es selbst schon erlebt, dass Spieler und Spielerinnen gesagt haben, dass sie eben auf Gleichberechtigung im Rollenspiel wert legen, weil sie nicht die ganze Zeit immer einen Kampf gegen die Gesellschaft ausfechten wollen.

    Ich kann nachvollziehen, warum man die Behandlung dieser Themen im Rollenspiel als spannend erachtet. Ich finde sie selbst ebenfalls spannend, will sie aber niemandem aufzwingen. Das Argument der Glaubwürdigkeit halte ich hierbei für verfehlt: Lorakis ist nun einmal kein Abbild der historischen Erde (ganz anders als Shadowrun, das ja in unserer Welt spielt), es hat eine völlig andere, deutlich vermischtere Entwicklung zwischen den Völkern gegeben, und Konflikte gibt es ja an vielen Stellen. Wie belchion schon sagte: Sie machen sich in Lorakis nur nicht an der Rassenzugehörigkeit fest, sondern an anderen Dingen.

    Kurz zusammengefasst: Man kann es mit einer Welt schlecht beiden Parteien recht machen, denen, die Rassismus, Sexismus, Diskriminierung und Co. angelehnt an den in der realen Welt als glaubwürdigen und notwendigen Bestandteil einer Welt ansehen und denen, die sich im Rollenspiel eben nicht dauernd mit diesen Dingen auseinandersetzen wollen und sich vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn das im Rollenspiel passiert. Eine Welt wird aber nicht automatisch „besser“, nur weil sie Rassismus zu einem zentralen Topos macht.

    Ich weiß, dass der Ausdruck Political Correctness in erster Linie als Schimpfwort und Kampfbegriff verwendet wird. Aber denjenigen, die auf PC wertlegen gleich angedeutet zu unterstellen, sie seien moralisch doppelbödig oder könnten nicht genug reflektieren, finde ich alles andere als fair.

    • Noldorion sagt:

      Und als kurzer Nachtrag: Ich finde es interessant, dass du im Blogbeitrag den „PC-Demagogen“ (dieser einzelne Begriff ist eigentlich schon eine Zusammenfassung des ganzen Blogbeitrags) vorwirfst, sie würden anderen unterstellen, nicht zwischen Spiel und Realität trennen zu können:

      “ Dass diese Beschäftigung mit Themen, die in unserer Welt tabu, in der Spielwelt aber vielleicht alltäglich sind, nicht nur reizvoll und spaßbringend, sondern auch lehrreich und persönlichkeitsfördernd sein kann, wird von PC-Demagogen gerne unter den Tisch gekehrt – dabei zeugt es nicht eben von einem humanistischen Menschenbild, anderen Spielern zu unterstellen, sie könnten Spiel und Realität nicht trennen.“

      Nur um diese diese mangelnde Trennung unten dann den PC-Vertretern zu unterstellen:

      „Wer glaubt, in seinem Rollenspiel von allem Abstand halten zu müssen, was in unserer Welt nicht PC ist, spricht entweder seinen Mitspielern jede Mündigkeit zu einem eigenen kritischen Umgang mit diesen Themen ab, oder sollte vielleicht selbst einmal reflektieren, ob seine eigene Fähigkeit zur Trennung von Spiel und Realität ausgeprägt genug ist.“

    • RPGnosis sagt:

      Danke, Noldorion, für den ausführlichen Kommentar. Ich wollte euch Splittermondler nicht vor den Kopf stoßen, sondern auf etwas anderes hinaus, das ich vielleicht expliziter hätte machen sollen. Über Glaubwürdigkeit ließe sich sicher lange streiten, das wollen wir hier lieber nicht tun. Als Gegenargument möchte ich lieber folgende Erklärung versuchen:
      Wir sind uns ja offensichtlich einig, dass Tabuthemen Spielpotential haben. Das ist der Kern der ganzen Sache. Wer klassische Tabuthemen aus einer Spielwelt entfernt, entfernt Spielpotential. Aber: die Spielwelt steht nicht für sich. Ein Autor entwirft sie, und Spieler benutzen sie. Der Autor ist damit insgesamt am längeren Hebel, denn was er nicht so schreibt, wie die Spieler es möchten, das müssen sie aufwendig selbst umschreiben, möglicherweise Wechselwirkungen bedenken etc. – schwierige Sache, genauso wie mit schlechten Regeln. Wenn wir bei den Beispielen von Rasismus und Ungleichberechtigung bleiben, kann der Autor entweder diese Themen in die Welt einbauen und damit Konfliktpotentiale schaffen, oder sie rauslassen im Sinne der PC. Der springende Punkt ist: Wenn eine Spielgruppe Probleme mit diesen Themen hat, ist es sehr einfach, das für die eigene Adaption der Spielwelt zu ändern – zu sagen: „es gibt bei uns keine Diskriminierung – auch Frauen können Ritter werden“ ist simpel, effektiv und vollkommen legitim. Anderhersum in eine gleichberechtigte Welt unterdrückerische Strukturen nachträglich einzubauen, ist wesentlich schwieriger und aufwendiger für die Spielgruppe; ganze Organisationen müssen vielleicht hinterfragt und geretconned werden.
      Im Endeffekt ist es mit Tabuthemen wie mit guten Regeln: sie für die eigene Gruppe wegzulassen ist einfacher, als sie für die eigene Gruppe dazubsteln zu müssen.

      Und zu deinem zweiten Kommentar: genau das ist aber das Problem. Wer PC in eine Spielwelt tragen will, aus dem Grunde, dass er das für moralisch relevant, ethisch korrekt und vollkommen angemessen hält, zeigt, dass er der Spielwelt eine Bedeutung für die reale Welt zumisst, die diese nicht hat. Und im Umkehrschluss bedeutet das eben auch, dass er seinen Mitspielern unterstellt, ebensowenig Spiel und Realität trennen zu können, wie er selbst. Das sind meiner Erfahrung nach wenigstens 3/4 der Leute, die ein PCes Rollenspiel wollen und mit denen ich bislang das zweifelhafte Vergnügen hatte, über diese Themen zu diskutieren.
      Explizit anders ist deine Erklärung für Splittermond – wenn ihr Lorakis gleichberechtigt und unrassistisch machen wollt, damit die Spieler sich einfacher einfinden, ist das in Ordnung und eure Entscheidung. Trotzdem denke ich, dass man sich damit langfristig mehr Spielpotential nimmt als schafft – nicht nur das Besondere von nichtmenschlichen SCs.

      • Noldorion sagt:

        Mir geht es da auch nicht um Splittermond allein. Ich sehe das ganze Thema (zumindest betreffs der gesellschaftlichen Tabus, bei persönlichen bin ich ganz bei dir) einfach gegensätzlich zu dir.

        Daher kann ich dir auch nicht uneingeschränkt zustimmen. Wer klassische Tabuthemen aus einer Spielwelt entfernt, entfernt vielleicht an einer Stelle Spielpotential, fügt aber dafür an anderer Stelle Spielpotential hinzu. Und selbst, wenn man vielleicht mehr Spielpotential entfernt als hinzufügt, gewinnt man dafür eventuell an Leuten, die sich andernfalls persönlich betroffen fühlen würden. Und diesen Leuten pauschal mangelnde Reflexion vorzuwerfen ist meines Erachtens einfach unangebracht.

        Und ich sehe nicht, wieso die Anpassung in die eine Richtung schwieriger sein sollte als die andere. Ich würde behaupten, es ist ebenso schwierig, zum Beispiel in Westeros auf einmal Gleichberechtigung einzuführen (wenn es nicht nur kosmetisch sein soll, müssten zahlreiche Personen abgeändert werden, Plots könnten so nicht stattfinden, Motivationen müssten hinterfragt und abgewandelt werden) wie in einer gleichberechtigten Welt Ungleichberechtigung einzuführen (wenn es nicht nur kosmetisch sein soll, müssten da zahlreiche Personen abgeändert werden, Plots könnten so nicht stattfinden, Motivationen müssten hinterfragt und abgewandelt werden). Jedenfalls ist es mit einem einfachen „Auch Frauen können Ritter werden“ ebenso wenig getan wie mit einem einfachen „Alle Ritterinnen müssen zu Männern gemacht werden“. Das geht in beiden Fällen wesentlich tiefer.

        Das lässt sich aber natürlich schwerlich quantifizieren, ist also bei mir (wie vermutlich auch bei dir) nichts weiter als ein Gefühl: Mir würde es deutlich leichter fallen, Ungleichberechtigung in eine gleichberechtigte Welt einzubauen als andersherum.

        • Noldorion sagt:

          Und als Antwort auf den Nachtrag:

          Und auch hier bin ich vollkommen anderer Ansicht als du und halte es weiter für unfair, den PC-Vertretern mangelnde Trennung zu unterstellen. Das ist schlicht und ergreifend Rücksicht. Es gibt nun einmal Leute, die sich in ihrem Alltag mit Diskriminierung auseinandersetzen wollen und die keine Lust dazu haben, das auch noch in ihrer Freizeitbeschäftigung zu tun. Das hat nichts mit mangelnder Trennung zwischen Realität und Spiel zu tun. Diese Leute können sehr wohl beides voneinander trennen. Aber wenn man persönlich von Diskriminierung betroffen ist, auf welche Art auch immer, sei es, dass man persönlich diskriminiert wird oder in irgendeiner Art und Weise damit zu tun hat, dann ist die Grenze zwischen „gesellschaftlichem Tabu“ und „persönlichem Tabu“ eben sehr dünn, auch, wenn man sehr gut trennen kann.

          Aber hier werden wir nicht auf einen grünen Zweig kommen, schätze ich.

        • RPGnosis sagt:

          — „Das lässt sich aber natürlich schwerlich quantifizieren, ist also bei mir (wie vermutlich auch bei dir) nichts weiter als ein Gefühl: Mir würde es deutlich leichter fallen, Ungleichberechtigung in eine gleichberechtigte Welt einzubauen als andersherum.“

          So ist es – ich kann’s auch nicht leicht erklären. Ich glaube deswegen, dass letzteres einfacher ist, weil die Spielwelten, um die es geht, im Grunde ja Abziehbilder realer bzw. archetypischer Vorlagen sind. Beispiel DSA-Mittelreich: Ganz klassische Fantasy, hat Strukturen, die man bei Mittelalter-Renaissance erwartet, aber eben noch Gleichberechtigung draufgepfropft. Dadurch ändert sich im Endeffekt gar nichts an Berufen, Ständen etc., lediglich das Geschlecht als sozialer Konfliktfaktor fällt weg. Bis auf wenige Ausnahmen, die gleichzeitig zeigen, dass man sich des Spielpotentials von Ungleichbehandlung bewusst ist und sie trotzdem nutzen will – etwa bei der mittelreichischen Thronfolge. Nur muss man diese Sonderfälle dann noch irgendwie in der Spielwelt begründen mit alten Gesetzen o.ä.
          Bei DSA wäre es sicher ein Problem, die Gleichberechtigung insgesamt nachträglich zu ändern, da man die Hälfte der wichtigsten NSCs austauschen müsste. Auf kleiner Ebene ist das natürlich kein Problem, aber das fühlt sich trotzdem anders an.

          Das Westeros-Beispiel zeigt den anderen Aspekt des Problems, den ich mit mangelnder Trennung von Realität und Spielwelt meinte: Es gibt dort keine Gleichberechtigung, aber für die Erzählung (ich kenne GoT allerdings nur in bewegten Bildern) sind die auftretenden Frauen hochrelevant! Niemand könnte Martin als Autor Sexismus vorwerfen, denn auch wenn Frauen in Westeros nicht gleichberechtigt sind, in der Relation zwischen Autor und Leser sind sie es auf jeden Fall – sie spielen tragende Rollen, verfolgen ihre eigenen Agenden und erhalten in der Erzählung genauso viel Platz und Bedeutung wie Männer. Das ist für mich ein Positivbeispiel, wenn auch „nur“ auf literarischer Ebene.

          Was zur nächsten Frage führt: Warum sollte man, wenn man in Westeros spielen will, Gleichberechtigung wollen? Ja, das zerstört wesentliche Plots, und nimmt Spielpotential. Brienne von Tarth wäre, als eine Ritterin unter vielen, kein interessanter Charakter mehr.
          Ich behaupte: Das Problem mit solchen gesellschaftlichen Tabuthemen besteht nur dort, wo diese für einzelne Spieler gleichzeitig persönliche Tabus sind – genau das, was du beschreibst. Aber: warum sollte man deswegen präventiv gesellschaftliche Tabus aus dem Spiel nehmen? Warum diese nicht genauso behandeln wie persönliche Tabus, etwa Gewalt, Folter, Mord, Sklaverei und so weiter? Wenn für einen Spieler eine solche Ungleichberechtigung ein persönliches Problem ist, dann sollte man das im Rahmen der Gruppe lösen – und nicht die Spielwelt versuchen darauf auszulegen, möglichst keinerlei möglicherweise unangenehmen Dinge zu thematisieren. Denn das ist schlicht nicht möglich.
          Ich denke, wenn Ungleichberechtigung zum Problem wird, dann *immer*, weil es am Spieltisch unabhängig von der Spielwelt bereits vorhanden ist – und zwar nicht als gesellschaftliches Thema, sondern ganz konkret in den Köpfen einzelner Spieler. Kein denkender Mensch käme doch auf die Idee, Mitspieler ernsthaft zu schikanieren, nur „weil das so im Buch steht“ – und auch wenn nur eine Frau am Tisch ist, und man in einer patriarchalischen Welt spielt, so muss doch schon allein aus Respekt vor der Person der Mitspielerin jeder darauf achten, dass das Spiel nicht unangenehm wird, indem man ihren Charakter so behandelt, dass sie selbst weniger Spielspaß hat.
          Aber: das sollte in jeder Situation, mit Spielern jedes Geschlechts, und zu jedem Thema gelten! Gleichberechtigung, gewissermaßen. Wenn das nicht klappt, dann gilt Regel 1: Spiel nicht mit Arschlöchern. Ganz einfach. Doch solche Probleme entstehen nicht aus einer Weltbeschreibung, sondern sind bereits vorher in den Köpfen der Spieler (oder eben auch nicht). Und wenn es ein solches Problem in der Runde gibt, dann wird auch die bestegemeinte Beschreibung einer gleichberechtigten Spielwelt nichts daran ändern, denn solche Probleme kommen nicht aus der Spielwelt, sondern vom Spieltisch!

          An Autoren hätte ich deswegen den Anspruch, dass sie, anstatt präventiv solche gesellschaftlichen Tabus in ihren Spielwelten negieren, allgemein möglichst viele Spielmöglichkeiten bieten, so dass man, gleich mit welchem persönlichen Tabu, immer noch genug zu tun hat im Rollenspiel auf ihrer Welt. Und zwar sowohl, wenn man Tabus thematisieren will, wie auch, wenn man ihnen aus dem Weg gehen will.
          Aber letztlich läuft es immer darauf hinaus: Probleme entstehen aus Spielern, nicht aus Beschreibungen.

          Zu deinem zweiten Kommentar: Man sollte auch nicht unterstellten, dass Menschen, die im wirklichen Leben mit Dingen wie Diskriminierung etc. konfrontiert sind, deswegen alle ein Problem haben. Aber wer sich in seiner Freizeitbeschäftigung deswegen *nicht* mit solchen Themen beschäftigen will (völlig legitim!), der würde ja wohl auch nicht an entsprechenden Diskussionen teilnehmen…
          Vielleicht macht meine obige Ausführung klarer, was ich damit meinte – ich halte es für sinnlos, zu versuchen, PC, die gesellschaftliche Tabus betrifft, präventiv anzuwenden. Denn problematisch werden die darin behandelten Themen nur und ausschließlich in bestimmten Personenkonstellationen (etwa ein im realen Leben diskriminierter Spieler mit gerne diskriminierenden Mitspielern), und für die ist es schnuppe, was die Spielwelt sagt – wer diskriminieren will, der findet am Spieltisch sicher Gründe, die im Zweifelsfall auch noch besser sind als die, die in der Weltbeschreibung stehen.
          Rollenspielautoren können keine disfunktionalen Sozialsysteme – also Spielgruppen, die Regel-1-Mitglieder, lies: Arschlöcher, enthalten – reparieren oder verhindern.
          Und genausowenig kann man in Forendiskussionen durch Pochen auf PC Leute davon abbringen, nicht-PC zu sein – bestenfalls im Forum als Verhaltensregel, aber sicher nicht darüber hinaus.
          Ich bin fest davon überzeugt: den Spielgruppen, die mit solchen Problemen konfrontiert sind, würden Tips zum Umgang mit schwierigen Situationen oder Mitspielern viel mehr helfen, als zu versuchen, Problemthemen in Spielwelten auszuklammern.

          Sorry für die Wall of Text, aber ich fände es gut, wenn ich nicht missverstanden würde, und das Thema insgesamt (in der Szene, nicht hier in der Diskussion mit dir :)) sich vielleicht etwas in Richtung Problemlösung entwickeln könnte.

          • Noldorion sagt:

            Ich gehe jetzt nicht auf alles einzeln ein – in den meisten Bereichen sind die Argumente ausgetauscht, und wir stehen hier einander schlicht so weit entfernt gegenüber, dass wir uns aneinander nicht annähern werden. Wichtiger ist mir dabei, dass beide Standpunkte, denke ich, klar dargestellt wurden, so dass diejenigen, die das im Nachhinein lesen, sich ihr eigenes Bild machen können. Letzten Endes kommen wir hier in ein Problem der Empirie: Wir argumentieren beide sehr von Gefühlsseite. Die eine Seite sagt, dass nur wenige Leute sich von Diskriminierung im Rollenspiel gestört fühlen, und dass man dem Rest Spielmöglichkeiten raubt, indem man sie von vornherein aus dem Spiel ausschließt. Die andere Seite sagt, dass sich ausreichend Leute davon gestört fühlen, dass es sinnvoll ist, auf ihre Belange Rücksicht zu nehmen.

            Letztlich sind das aber immer Argumente vom Standpunkt persönlicher Erfahrung aus, und naturgemäß unterscheidet sich das. Ich kann keine Zahlen und Statistiken zu dieser Einstellung anbieten, woher auch. Aber man kann sie als signifikant genug ansehen, um daraus Entscheidungen zu treffen.

            Denn: Ob man Rassismus, Sexismus oder ähnliches in einer Spielwelt anbietet, ist eine Designentscheidung. Und da ist es nicht die oberste Pflicht der Autoren, einfach alles zu ermöglichen. Autoren und Spieldesignern schwebt eine bestimmte Stimmung vor, die sie präsentieren wollen, bestimmte Möglichkeiten, die Spieler und Charaktere in ihrer Welt haben sollen. Aus diesen Bedürfnissen und weiteren Überlegungen, wie etwa der Zielgruppe (zu der es natürlich auch keine belastbaren Zahlen gibt, weshalb das immer ein Stochern im Dunkeln ist), werden Designentscheidungen abgeleitet. Diese können sich in den Regeln niederschlagen (Männer und Frauen sind regeltechnisch identisch) und in der Spielwelt (es herrscht keine Gleichberechtigung). Diese Designentscheidungen trifft man als Autor ja bewusst und durchaus mit dem Bewusstsein der Konsequenzen, das weißt du sicher aus eigener Erfahrung (ich will hier gar nicht oberlehrerhaft wirken).

            Auf diese Art und Weise legen wir fest, wie das Spiel in unserer Welt aussehen soll. Ich weiß nicht, wieso die Entscheidung pro oder contra Diskriminierung in einer Spielwelt hier anders behandelt werden soll als jede andere Entscheidung, ob wir etwas in der Spielwelt haben wollen. Jede Entscheidung schafft auf der einen Seite Spielmöglichkeiten und schränkt Spielmöglichkeiten auf der anderen Seite ein. Wir wollen nicht, dass Spielercharaktere zu Göttern werden können, weil wir auf einem niedrigeren Powerlevel spielen wollen. Wir wollen klassische EDO-Fantasy, um die große Zielgruppe der Fans klassischer Fantasy abzugreifen. Wir wollen keinen in der Spielwelt tief verankerten Rassismus und Sexismus, um Leute, die sich davon betroffen fühlen, nicht vor den Kopf zu stoßen.

            Mit all diesen Designentscheidungen schränken wir ein. Wir vernachlässigen damit die Spieler, die gerne den Weg vom Sterblichen zum Gott im Stil von Scion nachspielen wollen. Wir vernachlässigen die Fans von Steampunk oder High Fantasy, die gerne bizarre Welten oder gewaltige Dampfmaschinen wollen. Und wir vernachlässigen die Spieler, die gerne „realistische“ Diskriminierung in einer Welt wollen, weil sie das als spannende rollenspielerische Herausforderung ansehen. (Das ist hier nicht wertend gemeint. Ich kann den Reiz dieses Themas als rollenspielerische Herausforderung durchaus nachvollziehen.)

            Deshalb: Meines Erachtens kritisierst du nicht wirklich, dass wir Spielmöglichkeiten einschränken. Das tun wir mit jeder einzelnen Designentscheidung. So wie ich es wahrnehme, kritisierst du, dass wir -grundlos- Spielmöglichkeiten einschränken, weil wir deiner Ansicht nach in vorauseilendem PC-Gehorsam zu viel Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen, was überhaupt nicht nötig wäre, weil ja alle Spieler erwachsen sind und daher mit so etwas umgehen können.

            Und hier kommen wir zu dem Punkt, wo unsere Meinungen weit auseinander gehen. Diese Einschränkung der Spielmöglichkeiten geschieht nämlich alles andere als grundlos, sondern aus einem – meiner Meinung nach – außerordentlich guten Grund.

            Aufgabe und Ziel der Autoren ist es demnach vor allem, dafür zu sorgen, dass bei allen Einschränkungen der Spielmöglichkeiten letztlich genug Möglichkeiten verbleiben, um eine Menge Spaß auf einer Spielwelt zu haben.

            Daher kann ich nur bei etwas verbleiben, was du selbst geschrieben hast: Warum sollte man, wenn man in Westeros spielen will, Gleichberechtigung wollen? Und kann darauf antworten: Warum sollte man, wenn man in Lorakis (oder anderen gleichberechtigten Welten) spielen will, Ungleichberechtigung wollen?

            Beide Arten von Welten haben ihre Vor- und Nachteile und ihre Daseinsberechtigung. Daraus einen allgemeinen Anspruch abzuleiten halte ich für grundverkehrt. Ich will weder alle ungleichberechtigten Welten gleichberechtigt machen noch umgekehrt, sondern denke: Je mehr Auswahl die Spieler haben, desto besser.

          • JdH sagt:

            „Was zur nächsten Frage führt: Warum sollte man, wenn man in Westeros spielen will, Gleichberechtigung wollen? Ja, das zerstört wesentliche Plots, und nimmt Spielpotential. Brienne von Tarth wäre, als eine Ritterin unter vielen, kein interessanter Charakter mehr.“

            Das geht doch aber auch umgekehrt: In einer Welt wo Männer und Frauen gleichberechtigt sind, könnte man einen Ritter/eine Ritterin spielen, die der Meinung ist, Frauen/Männer sollten keine Ritter sein, sind es eigentlich auch nicht, weil… .

            Dieser würde nun auf Unverständnis der Welt treffen. Dies währe in Weseros (um bei diesem beispiel zu bleiben nicht möglich): Ein Mann der denkt Frauen sollten keine Ritter sein währe vollkommen normal. (Eine Ritterin in Westeros die denkt Männer sollten keine Ritter sein wäre auch nicht das Selbe wie in einer Welt mit Gleichberechtigung)

            Würden wir also Silbermond (um zu einem Konkreten Beispiel zu kommen) dieser Gleichberechtigung berauben, so würden wir dieses Spielpotiential zugunsten von dem Potential dass es in Westeros gibt opfern.

            Dies scheint mir einfach objektiv Betrachtet ein Fall von persönlichen Vorlieben zu sein und nicht von Qualitativer oder Quantitativer Überlegenheit (der spielerischen (Konflikt) Möglichkeiten) dem einen oder anderem gegenüber.

          • RPGnosis sagt:

            @ JdH: Interessante Idee… aber ich komme, wenn ich sie weiterverfolge, zu zwei Problemen:
            Erstens wäre eine Ritterin in einer gleichberechtigten Welt, die dafür plädiert, dass nur Frauen Ritter werden sollten, in einer ziemlichen begründerischen Zwickmühle – das kann man in einer Amazonenkultur wunderbar machen, aber in einer gemischtgeschlechtlichen Gesellschaft wird die besseren Argumente hier die Männerschaft auf ihrer Seite haben. Beispielsweise: Männer sind aggressiver, stärker, ausdauernder, und fallen nicht jeden Monat W6 Tage aus biologischen Gründen aus.

            Im zweiten Fall, der Ritter in einer gleichberechtigten Welt, der gegen Frauen in der Ritterschaft ist – ok. Das kann interessant werden, aber: berührt in deutlicher Weise das potentielle persönliche Tabu der Mitspieler zur Gleichberechtigung, indem er sich *gegen* die Konventionen der Spielwelt stellt, die in dem Fall mit denen am Spieltisch übereinstimmen. Ich könnte mir vorstellen, dass in dem Fall – zumindest, wenn Frauen am Tisch sitzen – hier sehr schnell auf die Einstellung des Spielers (ob fehlerhaft oder nicht) rückgeschlossen werden würde. Kann mir schwer vorstellen, dass das funktioniert.

            Und vor allem – es wäre ein Bruch um des Bruches willen. Da der Charakter in dem Fall eine Meinung vertreten würde, die sowohl in der Spielwelt wie auch am Spieltisch so nicht geteilt wird (oder werden sollte…), zentriert er den Konflikt nur auf sich selbst; der Gesellschaft um den Charakter herum wird die Sache relativ egal sein, solange er nur diese Einstellung vertritt, aber nicht anfängt, Ritterinnen offen anzugehen. In einen solchen Spieler könnte man eine gewisse infantile Reaktanz oder Provokationsbedarf gegenüber den Mitspielern hineinlesen, wenn man wollte.

            Im Fall dass der Hintergrund keine Ritterinnen vorsieht, und eine Spielerin aber eine solchen spielen will, wird die Sache dagegen interessant – denn sie hat zum einen die Option vorzugeben, ein Mann zu sein (Klassiker, spannend), oder ihre Ausbildung bei jemandem absolvieren, der ihrer Meinung ist – in dem Fall steht sie aber als völliger Exot mit der ganzen restlichen Ritter-Gesellschaft auf Kriegsfuß, und muss durch Taten beweisen, dass sie ihres Standes würdig ist. Das ist auch eine interessante Sache – weil es um einen großangelegten Konflikt des Charakters mit der Gesellschaft geht, während der Frauen-sollen-keine-Ritter-sein-in-einer-gleichberechtigten-Spielwelt-Charakter dagegen nur ein Sonderling ist, den man ernst nehmen kann, oder auch nicht, dessen Meinung aber im Zweifelsfall in der Welt um ihn herum wenig Relevanz haben wird. Denn er vertritt nur eine kuriose Meinung und stellt nicht selbst den Konventionsbruch dar.

  5. RPGnosis sagt:

    — „Deshalb: Meines Erachtens kritisierst du nicht wirklich, dass wir Spielmöglichkeiten einschränken. Das tun wir mit jeder einzelnen Designentscheidung. “

    Das ist richtig – und, um das nochmal klarzustellen, ich will auch keineswegs Splittermond allgemein kritisieren, ich habe das hier nur als Beispiel genommen, weil es gerade so aktuell ist – und die DSA-Gleichberechtigungsdebatte schon etwas ausgelutscht. 🙂 (Außerdem ist Rassismus als Reizthema wohl für die Mehrheit etwas weniger persönlich zu nehmen als Geschlechterdiskriminierung).

    — „Daher kann ich nur bei etwas verbleiben, was du selbst geschrieben hast: Warum sollte man, wenn man in Westeros spielen will, Gleichberechtigung wollen? Und kann darauf antworten: Warum sollte man, wenn man in Lorakis (oder anderen gleichberechtigten Welten) spielen will, Ungleichberechtigung wollen?“

    Weil Lorakis als „klassische, generische Fantasywelt“ angepriesen wird, während Westeros doch einen recht dezidierten, eher nischigen Geschmack bedient. Mit klassischer Fantasy verbinde ich Dinge wie den Ritter, der die Jungfrau rettet, die Prinzessin, die sich als Mann verkleiden muss, um von ihrem Hof entkommen zu können oder eine Penelope, die nur durch List die Krone ihres Mannes für ihn freihalten kann. Das sind beispielhafte Topoi, die unter allgegenwärtiger Gleichberechtigung seltsam und konstruiert wirken.

    Worauf ich eigentlich hinauswill, und worauf ich noch keine „gute“ Antwort bislang gefunden oder bekommen habe, ist, warum gerade solche „relativ“ (!!) harmlosen Tabuthemen wie Ausgrenzung und Unterdrückung häufiger besondere Beachtung bekommen als – in meinen Augen – wesentlich schlimmere Tabus wie beispielsweise Mord, Totschlag und Folter.
    Man überlässt es offenbar jeder Spielgruppe selbst, ob sie ihre Helden Gefangene foltern und harmlose Stadtwachen abstechen lassen will – aber bei Gleichberechtigung, Rassismus oder Sklaverei fühlen sich offenbar viele genötigt, zu erklären, zu werten und einzugreifen.
    Warum ist das so?

    Der einzige allgemein sinnvolle Ansatz scheint mir zu sein, jedem Spieler sowohl zuzutrauen, seine eigenen Tabus zu kennen – und ihn gleichzeitig aber auch darauf hinzuweisen, dass es vollkommen in Ordnung ist, diese vorher klarzumachen, damit man diese im Spiel umschiffen kann. Freiheit und Selbstverantwortlichkeit also – das gönne ich meinen Spielern, verlange es aber auch von ihnen.
    Der größte Unterschied in unseren Ansichten ist meiner Meinung nach, dass ich glaube, dass potentielle Probleme von Spielern bezüglich Tabuthemen mehr an den Spielern liegen als an Weltbeschreibungen. Und Machos, Rassisten und Arschlöcher wird man ebensowenig mit einer toleranten Weltbeschreibung bekehren können, wie man Schüchterne, Diskriminierte oder Traumatisierte durch eine entsprechend positive Weltbeschreibung zum Rollenspiel bringen oder darin halten wird – beides hängt in allererster Linie von den Mitspielern ab.

  6. Noldorion sagt:

    Dass viel von den Mitspielern abhängt – da hast du selbstverständlich recht.

    Allerdings bist du meines Erachtens mit der Bezeichnung „“relativ“ harmlose Tabuthemen wie Ausgrenzung und Unterdrückung“ auf einem sehr schwierigen Posten. Ich sehe diese Themen nicht als harmlos, nicht als relativ harmlos und nicht als „relativ“ (!!) harmlos mit Anführungsstrichen und Doppelausrufezeichen, sondern ebenfalls als außerordentlich schwerwiegend. Your mileage may vary.

    Bleibt die Frage, warum die einen Themen ausgegrenzt werden, die anderen aber nicht. Warum hindern wir die Spieler an Diskriminierung, aber nicht an Mord und Folter?

    Da ist die Frage: Tun wir das denn? Das ist irgendwie eine in meinen Augen ziemlich einseitige Betrachtung. Wir -ermutigen- keine Diskriminierung auf der Welt. Aber wir ermutigen auch keinen Mord und keine Folter. Du beschränkst dich hier meines Erachtens sehr stark auf das Klischee der Spielercharaktere als „murdering hobos“. Das ist in meiner Erfahrung aber absolut nicht zutreffend, und auch von uns nicht gewollt. Nur um es zu verdeutlichen: Ich beziehe mich hier natürlich primär auf Splittermond, wo ich am Designprozess beteiligt war, und verdeutliche meine Sichtweise hinsichtlich dieses Systems. Ich denke aber, das kann man auf viele andere übertragen.

    Wir haben immer geschrieben, dass wir davon ausgehen, dass die Abenteurer auf der „richtigen Seite“ stehen – also eben keine Mörder, Psychopathen oder Vergewaltiger sind. Abenteuer in Splittermond machen es nicht erforderlich, Gefangene brutal zu foltern oder Stadtwachen hinterrücks abzustechen. Die Möglichkeit dazu besteht natürlich, weil die Spieler völlige Freiheit besitzen. Aber sie besitzen ja auch die Freiheit, Gnome zu diskriminieren oder Frauen zu schänden. Es gibt keine Regel, die ihnen das verbietet.

    Mord, Folter, Unterdrückung, Diskriminierung, Herabwürdigung – das sind Feindbilder. Und zwar alle davon. Klar kann es dazu kommen, dass Abenteurer töten. Üblicherweise aber nicht als geplanten Mord. Sie werden mit Mord konfrontiert – um ihn aufzuklären. Genauso ist es gut möglich, dass sie mit Rassismus konfrontiert werden – um dagegen vorzugehen. Ich habe beispielsweise als Co-Autor an einem Splittermond-Abenteuer mitgewirkt, das sich auf „Raugarr vs. Wintholter“ herunterbrechen lässt und in dem es eine Szene gibt, in der eine Vargfamilie vor einem Mob beschützt werden muss.

    Also: Es ist nicht so, dass wir fröhlich ermutigen, brandschatzende, mordende und plündernde Verbrecher zu spielen, die aber bitte freundlich zu allen Völkern sein sollen, weil Toleranz großgeschrieben ist. So stellst du es dar, aber das ist nicht der Fall. Und das wäre in der Tat absurd.

    Aber dennoch ist es natürlich so, dass Spielercharaktere häufig Blut an den Händen haben, sei es aus Kampf für eine „größere Sache“, aus Selbstverteidigung oder whatever. Ist das dann gleich Doppelmoral oder Heuchelei? Meines Erachtens nicht: Anders als Mord und Totschlag ist bei Rassismus oder generell Diskriminierung, gleich ob auf Basis von Rasse oder Geschlecht, eine viel stärkere Alltagserfahrung vorhanden. Die meisten dürften niemanden kennen, der ermordet oder gefoltert wurde. Ich behaupte aber, dass die meisten jemanden kennen, der schon einmal diskriminiert wurde. Das ist eine viel präsentere, viel realitätsnähere Problematik als die moralische Debatte rund um Spielercharaktere, die ihre Meinung mit dem Schwert vertreten.

    Ich kann zwar verstehen, dass es das für viele Leute besonders interessant macht. Aber es macht das eben auch zu einer viel sensibleren Sache.

    • RPGnosis sagt:

      — „Allerdings bist du meines Erachtens mit der Bezeichnung “”relativ” harmlose Tabuthemen wie Ausgrenzung und Unterdrückung” auf einem sehr schwierigen Posten. Ich sehe diese Themen nicht als harmlos, nicht als relativ harmlos und nicht als “relativ” (!!) harmlos mit Anführungsstrichen und Doppelausrufezeichen, sondern ebenfalls als außerordentlich schwerwiegend. Your mileage may vary.“

      Damit das nicht falsch verstanden wird – mit „relativ harmlos“ meinte ich: relativ im Vergleich zu den anschließend gebrachten Punkten Mord oder Folter. Ich würde lieber im Haus eines chronischen Machos leben als in dem eines chronischen Mörders. Du wahrscheinlich auch. Und die Frauen, die ich kenne, vermutlich auch allesamt. Man kann schon so etwas wie eine Werte-Hierarchie aufstellen, und auf dieser steht Diskriminierung von Menschen sinnvollerweise deutlich hinter der Tötung von Menschen.

      Ansonsten: Klar. Nur weil etwas in der Spielwelt vorhanden ist, wird es den Spielern nicht vorgeschrieben. Darauf wollte ich auch hinaus. Nur, weil es in der Spielwelt patrairchalische Gesellschaften gibt, schreibt das keinem Spieler vor, dass sein Charakter ein Frauenunterdrücker sein muss. Kommt er aus einer rassistischen Gesellschaft, muss er deswegen nicht selbst Rassist sein. Und nur, weil es Regeln zu Kampf und Charaktertod gibt, muss kein Spieler die Problemlösung immer mit dem Schwert in der Hand suchen.
      Das ist für mich der springende Punkt. Bei den Themen Mord und Totschlag traut man den Spielern automatisch zu, sich nicht wie murdering Hobos zu verhalten – aber die Kompetenz, am Spieltisch sinnvoll mit Diskriminierung, gleich welcher Art, umzugehen, bezweifelt man.
      Warum?

      Die einzige Antwort, die ich ansatzweise nachvollziehen kann, ist die, die du auch bringst: Alltagserfahrung. Mehr Spieler wurden wahrscheinlich schonmal diskriminiert als zusammengeschlagen.
      Aber: warum nicht das Thema Tabuthemen beim Rollenspiel allgemein ansprechen und die Spieler auf ihre Eigenverantwortung im Umgang damit aufmerksam machen? Darauf hinweisen, dass solche Themen für manche schwierig sein können (–> was sie eben zu zu vermeidenden persönlichen Tabus macht!), und dass jeder angehalten sein sollte, über seine Ansprüche und No-Gos nachzudenken und mit der Gruppe Grenzen zu ziehen?
      Indem man von vornherein solche Konfliktthemen aus der Spielwelt ausklammert (oder zumindest in den weitesten Teilen), erschwert man erstens den Spielern, die sich damit auseinandersetzen wollen, diese Themen ins Spiel zu bringen, und schränkt zweitens ihre Freiheit im Umgang damit ein – entmündigt sie bis zu einem gewissen Grad.
      Das kann man natürlich machen, und ich möchte auch nicht behaupten, dass das nicht wahrscheinlich für den Großteil der Spieler auch gut funktioniert – nur glaube ich, dass hier zu einem guten Teil am falschen Holz gehobelt wird.

      Ich würde mir in der gesamten Diskussion um diese Themen in der Szene eine etwas tiefere Hinterfragung dieser Praktiken wünschen, ihre Vor- und Nachteile, ihre Effektivität bei der tatsächlichen Vermeidung oder Beendigung von Konflikten am Tisch und so weiter.
      In den meisten Foren aber kann man etwa dieses Thema gar nicht mal anschneiden, ohne dass nach spätestens W6 Posts dann Leute ihre (vielleicht gut gemeinte) PC auspacken und einen mit dem Argument „geht gar nicht!!elf!eins“, gerne noch in Kombination mit Beleidung und üblen Unterstellungen totschlagen. Das ist zumindest meine Erfahrung im Netz, und vor dieser muss man auch meinen milden Grant gegen Diskutanten, die ihre PC vor sich hertragen, verstehen.

  7. Noldorion sagt:

    Als Verteidiger der PC kann ich dir eins sagen: Mit Beleidigungen und üblen Unterstellungen wird auch bei der anderen Seite nicht gespart. Du selbst bezeichnest PC-Verteidiger als „Demagogen“ und unterstellst ihnen mangelnde Fähigkeit zur Trennung zwischen Spiel und Realität. Ich für meinen Teil habe diesen Grant eben gegen Leute, die gegen „Gutmenschentum“ und „PC-Tyrannei“ wettern. Da geben sich also scheinbar beide Seiten nicht viel. Die (Selbst-)Reflexion, die du von PC-Verteidigern forderst, würde ich gerne auf beiden Seiten sehen. Denn natürlich sind beide Seiten davon überzeugt, total objektiv und nachvollziehbar zu argumentieren.

    • RPGnosis sagt:

      Ich wettere nicht, ich hinterfrage und bringe Argumente.

      An entsprechenden Diskussionen habe ich mich schon längere Zeit nicht mehr beteiligt, in der Regel aus genau dem Grund, den du schreibst, nämlich mangelnder Trennung von Spiel und Realität – den ich, ganz persönlich, fast ausschließlich von PC-Jüngern kenne. Deren Argument ist in der Regel nämlich tatsächlich nur „keine Diskriminierung in Spiel XY, weil Diskriminierung ist evil!“ – ein Hinterfragen, wie wir es hier getan haben, nach den Gründen, Gegenargumenten und Möglichkeiten findet normalerweise gar nicht statt. Wenn jemand sagen würde „ich will keine Diskriminierung im Rollenspiel, weil ich im wirklichen Leben schon genug diskriminieren würde“ wäre das vollkommen nachvollziehbar und sollte ein Gebot für die ganze Spielrunde sein. Nur tut das normalerweise niemand (weil es ja auch ein persönliches Argument zu einem persönlichen Tabu ist, das primär für die eigene Spielgruppe relevant ist), sondern man argumentiert mit Allgemeinplätzen, die man lieber im wirklichen Leben umsetzen als sie schriftlich vor sich hertragen sollte.

      Gut möglich, dass ich da nur eine eingeschränkte Sichtweise aus persönlicher Erfahrung habe – das sind wahrscheinlich aber insgesamt auch Themen, die man besser persönlich im relevanten Kreis als schriftlich in der „Öffentlichkeit“ (und sei es nur der eines Rollenspielforums) bespricht. Denn wichtig ist nicht, was jemand sagt, sondern wie er im wirklichen Leben handelt – deswegen sind solche Diskussionen im Allgemeinen auch sinnlos, und ich finde sie, sobald sie konkret werden, in der eigenen Gruppe wesentlich passender als in der Öffentlichkeit.

      Mir geht es wie gesagt nicht um einzelne Themen, sondern um die Relevant von Tabus insgesamt für’s Rollenspiel, und wie man mit ihnen konstruktiv umgehen kann.

      Als Gutmensch würde ich mich übrigens auch bezeichnen, für mich hat das keinen negativen Klang.

  8. Noldorion sagt:

    Du wetterst nicht, und ich schlage nicht mit Beleidigungen und üblen Unterstellungen tot – ich habe das „wettern“ ebenso wenig auf dich bezogen wie du deinen kurzen Rant auf mich, nehme ich an.

    Mein Argument, zusammengefasst, ist: Ich bin der Ansicht, dass es im richtigen Leben genug Diskriminierung, Anfeindung und Rassismus gibt, so dass ich es als erstrebenswert erachte, derartige Themen in einem Mainstream-Rollenspiel nur als punktuelle Feindbilder einzubringen, nicht aber als zentralen Bestandteil der Welt, weil ich glaube, dass ich damit jenen, die auf die entsprechende Thematik empfindlich reagieren, einen größeren Gefallen tue, als wenn ich sage: „Wenn es euch stört, lasst es halt weg.“

    Dass du das anders siehst, darum dreht sich unser Kommentar-Karussell des heutigen Tages ja recht deutlich. Du bist eben der Ansicht, dass jeder in der Lage sein sollte, hier seine Alltagserfahrungen von den Spielerfahrungen zu trennen und „mündig“ (was auch immer das in diesem Zusammenhang heißt) mit diesem Thema umzugehen. Ich bin der Ansicht, dass Leute, die sich von so etwas betroffen fühlen, tatsächlich in der Lage sind, das zu trennen und mündig mit dem Thema umzugehen, was aber noch lange nicht heißt, dass sie in einer Freizeitbeschäftigung sich mit diesem Thema auseinandersetzen -wollen-.

    Dass du dieses Argument nur bedingt nachvollziehen kannst, ist dann eben so – ich kann deine Argumente ja auch nur bedingt nachvollziehen.

    • RPGnosis sagt:

      Tatsächlich würden mich die Meinungen von „Betroffenen“ interessieren – also, ob es tatsächlich Leute gibt, die explizit DSA und kein anderes RP spielen, weil sie im wirklichen Leben z.B. wegen ihrer Homosexualität oder ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht diskriminiert werden oder wurden. Und ob andererseits andere Spielwelten, in denen z.B. patriarchalische Strukturen herrschen oder solche Themen überhaupt nicht separat behandelt werden (so dass die Betroffenen sich explizit zu ihren Tabus in ihrer Runde äußern müssten), deswegen abgelehnt werden.
      Ich würde persönlich nämlich vermuten, dass es solche Fälle praktisch kaum bis gar nicht gibt (man also für ein nicht vorhandenes Publikum schreibt), sondern Betroffene viel eher „Kompensation“ (im positiven Sinne, also konstruktiver Auseinandersetzung mit potentiell gutem Ausgang) im Rollenspiel suchen als weitere Verneinung bzw. Verdrängung.
      Das wäre mal eine wirklich interessante Umfrage, die das Thema insgesamt weiterbringen könnte…

      Ansonsten kann man deinen jüngsten Beitrag, denke ich, als gutes Schlusswort stehen lassen.

      Ich danke für die sachliche Diskussion (die aber nicht weitere Kommentatoren vom Darlegen ihrer eigenen Meinung abhalten soll!).
      🙂

      • mortoron sagt:

        Wenn Diskriminierung zum Setting gehört, dann dürfte es die Regel sein, dass nicht die vollständige Gleichberechtigung durch die SCs eingeführt wird. Dies bedürfte eines Hauptfokusses auf dieses Thema und der Hauptfokus wird in den meisten Fällen nicht darauf liegen.

        Zumal das spätestens mit einer neuen Gruppe auch eher mau wäre, schon wieder die Gleichberechtigung einzuführen.

        Man wird sich also in der Regel mehr oder weniger damit abfinden. Wenn man nicht die Gleichberechtigung einführen will, dann macht es auch keinen Spaß sich an einem Thema ständig abzuarbeiten, das man nicht ändern wird.

        Diskriminierung darf also kein Dauerthema sein. Für ein einzelnes Abenteuer bietet sie spannendes Konfliktpotential. Wo man durch das Abenteuer tatsächlich die Lage der Unterdrückten durch Weckung von Empathie oder Dankesschuld für eine Queste verbessern kann oder der Bösewicht besonders unsympathisch dargestellt wird. Hier werden jedoch NSCs unterdrückt und nicht die SCs.

        Eine unterdrückte Frau zu spielen kann in diesem Sinne einmal besonderen Erzählstoff bieten. Dieser wird aber vermutlich spätestens mit der zweiten gespielten Frau eher mau, wenn alle Frauen im Setting unterdrückt werden.

        Vereinzelte Machos stören da weniger, da sie dann eine Abwechslung darstellen und auch nicht das Setting beherrschen. Da lässt sich – mit der Mehrheit auf der eigenen Seite – derjenige in die Schranken weisen. Dies gegen eine Mehrheit in der Spielwelt durchzusetzen ist da schon schwieriger und unangenehmer. Da stellt sich auch die Frage nach der Immersion: Will ich sowas wirklich ERLEBEN? Gerade wenn man solche Erlebnisse auch schon im echten Leben hatte.

        Und da muss man festhalten, dass viele Frauen negative Erfahrungen gemacht haben, Homosexuelle immer noch rechtlich diskriminiert werden und auch ein beträchtlicher Bevölkerungsanteil einen Migrationshintergrund hat und z.B. ein entsprechender Name bei gleicher Qualifikation zu schlechteren Bewerbungschancen führt. Als weißer Hetero-Cis-Mann mag einem das nicht so bewusst sein, aber ein großer Teil der Bevölkerung hat Diskriminierungserfahrungen. Das erlebt man natürlich anders, wenn man z.B. in einer reinen weißen Männer-Gruppe spielt.

        Davon auszugehen, dass alle Spieler total selbstreflektiert usw. sind, finde ich übrigens naiv. Ich habe Rollenspiel mit Gleichaltrigen angefangen. da war ich noch ein Kind. In dem Moment wird gar nichts reflektiert, sondern man versucht erstmal zu verstehen, wie Rollenspiel überhaupt geht. Da geht viel über Imitation und „das macht man so“ und Übernahme der Setting-Setzungen, denn das Buch ist ja dafür da, dass es einem zeigt, wie Rollenspiel geht. Bei jedem anderen Spiel lese ich ja auch die Spielanleitung und halte mich daran und auf diese Weise funktioniert das Spiel dann am besten.

        Für Homosexuelle, die ihr Coming Out noch nicht abgeschlossen haben, ist es meiner Ansicht nach problematisch, wenn das Setting nicht tolerant ist. In der Phase muss der Homosexuelle ja erstmal im realen Leben akzeptieren, wie er ist und herausfinden, wie er Intoleranz und Diskriminierung begegnet. Da ist doch klar, dass dies auch im Spiel nicht unproblematisch ist. Positiv wirkt hier ein tolerantes Setting, da dem Spieler auch per NSCs ein tolerantes Weltbild präsentiert werden kann, was seinen realen Coming Out-Prozess unterstützen kann. Intoleranz, die nicht EXPLIZIT als abzulehnend dargestellt wird, halte ich für potentiell schädlich, da es Selbstzweifel stärken kann.

        Eine andere Situation liegt natürlich vor, wenn man ein bestimmtes Thema gezielt und pädagogisch wertvoll behandelt, wozu man es aber bewusst in den Fokus rücken muss. Das wird aber nicht der Regelfall sein.

  9. arcalatus sagt:

    Also, um mal da ganz kurz was einzuwerfen. Wegen meiner Hautfarbe werde ich nicht diskriminiert, aber doch wegen meines Geschlechts als Nerd (bin weiblich).
    Ich bin froh, dass ich erst gar nicht erwähnen muss, dass ich gegen Sexismus bin, weil es den bei DSA nicht gibt (laut Regelwerk). Wenn ich das täte („Ich weiß, dass das Rollenspiel auf Sexismus angelegt ist, aber können wir das bitte rausnehmen?“) weiß ich, dass ich von meinen männlichen Mitspielern deswegen zumindest geärgert werde. Für die ist das nichts schlimmes und ich weiß auch, dass sie das das nicht fies meinen, aber gleichzeitig versetzt es mir doch einen Stich. Und auch wenn man sie bittet, damit aufzuhören, tun sie das, aber es gibt es trotzdem Sticheleien – und den obligatorischen Kommentar, wenn man sich als weiblicher Krieger ne Rüstung kauft: Pink? Mit passenden Schuhen? Ja, nicht witzig.
    Ich mag Star Wars, DSA und Splittermond, weil ich mich mit der Thematik gar nicht auseinander setzen mag, weil ich das schon genug im richtigen Leben machen muss. Ich kenne auch die Aussage, wo weibliche Spieler sagen: Ja, da muss man bei den Jungs erstmal auf den Tisch hauen, dann lassen sie das schon – ich persönlich finde, dass ich das nicht tun müsste.
    Weiterhin finde ich, dass es von Gruppe zu Gruppe ausgehandelt werden sollte, wie man mit dem Thema umgeht, aber wenn Männer was über Frauen und Sexismus schreiben, ist das so, als ob sie über Menstruation schreiben – ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, euer ganzes Leben fünfzig Prozent aller euch Umgebenden körperlich unterlegen zu sein. Es ist nicht so, dass ich mich unsicher fühle und ich hab meine Jungs auch sehr gern, aber ich weiß halt auch, dass wenn mal was passieren sollte, ich nicht weglaufen kann oder mich nicht wehren kann, es sei denn ich bin richtig gut in Selbstverteidigung. Daher verstehe ich nicht, was das mit Political Correctness soll – es ist für mich ein ziemlich unangenehmes Thema und sicher geht es nicht nur mir so, sondern vielen weiblichen Spielern, und eigentlich finde ich es selbstverständlich, dass ich nicht extra in einem Spielesystem äußern muss, auf Sexismus zu verzichten „der Realität“ wegen.
    Ich meine doch, wäre es anders herum, und es wäre ein Matriachat … oder einfach ein System, wo es, aus welchen Gründen auch immer, zum Beispiel darum geht, dass Männer in der schwächeren Rolle sind oder ihnen unangenehme Dinge widerfahren, glaube ich kaum, dass das irgendjemand toll fände. Anders herum ist es „realistisch“.
    Weiterhin:
    Ich bin seit zwanzig Jahren Nerd.
    1. Während meiner frühen Jahre in CS war es so, dass es als „Gangbang“ bezeichnet wurde, wenn man das einzige Mädchen auf dem Server als erstes platt gemacht hat.
    2. Auf der doch sehr nerdigen CCC 29 wurde eine Spiel mit Creeper Cards gemacht (ein Ampelsystem, drei Karten – man bekam eine rote Karte, wenn man jemanden belästigt, sexuell oder anderweitig) – wer die meisten hat, gewinnt. Viele weibliche Nerds wurden da massivst bedrängt, um eine rote Karte zu bekommen.
    3. Von den Bemerkungen auf Cons, wenn man sich verkleidet, ganz abgesehen.
    Selbstverständlich kann ich nur für mich sprechen – sicher haben viele weibliche Nerds andere Erfahrungen gemacht und über einige Punkte kann man durchaus streiten, aber was gewisse Dinge angeht, vorallem Sexismus, bin ich sehr für Political Correctness.

    • RPGnosis sagt:

      Danke für den Kommentar und den persönlichen Einblick.

      Ich gestehe, dass ich mit derlei Auswüchsen, wie du es von CS oder der CCC beschreibst, selbst noch nicht konfrontiert wurde – wo sich mir aber schon ein wenig die Zehennägel einrollen. An der Stelle sollte man aber anmerken, dass der typische Computer- und insbesondere Shooter-Nerd sich wohl auch deutlich vom gemeinen Rollenspielnerd unterscheidet.

      Die Sprüche aus deiner Gruppe würde ich bestenfalls infantil nennen, sowas sollte man tatsächlich mit der Faust auf den Tisch unterbinden – oder wahlweise der sanfteren Drohung „spielt in Zukunft ohne mich“. Ersteres wäre im Zweifelsfall übrigens auch Aufgabe des Spielleiters oder zivilcouragierter Mitspieler – wenn die ganze Gruppe so drauf ist und nichts greift, gilt Regel 1…

      Aber wiederum möchte ich als Gegenpol erwähnt wissen, dass in allen Gruppen, in denen ich bislang gespielt habe, den weiblichen Teilnehmern eher besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, sogar bis hin zu „besserem“ Spiel der männlichen Teilnehmer. Einzige Ausnahme war eine Gruppe, in der es zwischen einer Auswahl von Mitspielern (darunter die Frau) schon eine langjährige Tradition der Reiberei gab – aber auch da half das Spiel im emanzipierten Aventurien rein gar nichts.

      • arcalatus sagt:

        Hallo! Danke für die prompte Antwort.

        Die meisten Rollenspielnerds, die ich kenne, sind Computerspieler oder auch umgekehrt. Ich glaube, Unterscheidungen sind da sehr schwer – und ich kenne genügend Computerspieler und genügend Rollenspielernerds, die sehr, sehr nett sind. Meine negativen Erfahrungen sind gottseidank sehr singulär, aber weiterhin ist es für mich beispielsweise noch immer mit etwas Sorge zu beobachten, wenn ich InGame jemanden abweise (seine Figur), ob er das dann Outgame einigermaßen verkraftet. Zum Beispiel muss ich als weibliche Heilerin (hier im Zusammenhang mit Hexenspeichel) recht oft betonen, nicht zwischen Bauchnabel und Oberschenkel zu heilen – bitte hier Augenrollen einfügen; und ich hab Sinn für Humor und sehe das, denke ich, recht entspannt. Mittlerweile ist das besser geworden und sicher spielt das Alter eine gewisse Rolle (jüngere Spieler tendieren dazu sicher eher als ältere), aber dennoch ist es nicht ganz einfach. Und unreife Spieler gibt es genug.

        Naja … meine Gruppe ist sehr nett, aber ich glaube, dass ihnen leider manchmal gar nicht auffällt, wenn sie eher unangebracht sind. Sie sind nicht meine erste Gruppe – davor hatte ich sechs andere – von den Kurzgruppen auf Cons abgesehen und von meiner Warte aus ist es eher selten, dass niemand irgendeinen Kommentar fallen lässt. Es ist natürlich auch schwer davon abhängig, wen man spielt (Hexen und Raja-Geweihte sind da natürlich ein beliebteres Ziel).

        Ich denke, Qualität vom Rollenspiel hängt von Einzelfall und nicht vom Geschlecht ab. Ich finde es sehr nett, dass Du die besondere Aufmerksamkeit betonst. Das habe ich auch schon erleben dürfen, auch wenn es, und das ist sehr liebenswert gemeint, unnötig ist. Ich denke, es hat vielleicht noch was mit dem Seltenheitswert weiblicher Spieler zu tun.

        Zur allgemeinen Verteidigung aller, besonders männlicher Spieler, muss ich sagen, dass der Sexismus rapide abgenommen habe, nachdem ich anfangen habe zu meistern. Ich würde nicht sagen, dass es an mir lag … vielleicht an der Abwesenheit meiner Zauberin, ich weiß es nicht? Aber als Meisterin fühle ich mich von der Gruppe sehr ernstgenommen – und hier sieht man, dass es keinerlei Real Life Diskriminierung/Sexismus gibt, was ich persönlich sehr positiv finde. Allerdings möchte ich einwerfen, dass ich auch glaube, dass keiner meiner männlichen Mitspieler mich darum bitten würde, doch mehr Sexismus/Tabu-Themen einzubringen, um das ganze realistischer zu machen. Ich denke, das würden sie nicht wagen, weil sie meine Einstellung dazu kennen – und ich fände das auch ein bisschen daneben, wenn das ausdiskutiert werden würde.

  10. […] Bisherige Artikel: “Es ist nicht deine Schuld” | “Möglichkeiten und Umsetzung” | “Wort und Tat” | “Tabuthemen und die X-Karte” | “Dürfen die das? – Wenn der Aventurier nach Uthuria kommt” | Metatabubruch | Eilzug nach Cedar City | Das Tabu im Beutel | Was im Rollenspiel zu meiden ist | […]

  11. […] das Tabu ganz konkret in zwei Unterarten aufsplittet:  In gesellschaftliche und persönliche Tabus. In seinem Artikel empfiehlt er, bewusst fiktiver von realer Welt zu trennen, um die dortigen gesellschaftlichen Tabus […]

  12. JohnLackland sagt:

    Noldorion und arcalatus haben viel geschrieben wo ich mit ihnen einer Meinung bin. Ich möchte aber gerne noch ein weiteren Aspekt in die Diskussion einbringen. Die Diskriminierung und Gewalt am Spieltisch wird selten reflektiert und / oder findet in einer Form statt welche die Realität nicht wieder gibt. PC ist ein Schlachtruf, aber wenn man sich zum Beispiel die Biographien von Menschen anschaut die gegen Diskriminierung und Gewalt durchliest, die diese PC erfochten haben dann bekommt man vielleicht ein Gefühl für das Leid und den Schmerz dieser Menschen. Das darstellen eines Charakter der Aufgrund seines Geschlechts, seiner Hauptfarbe oder Sexualität diskiminiert wird beruht sehr selten daraus um sich ein Bild von dem Leid was so etwas ausübt sondern er beginnt immer an den Teil wo der Charakter sich dagegen wehrt. Aber der Schmerz und der Leid wird da gerne ausgeblendet. Wenn eine Spielrunde wirklich versuchen würde das nachzuvollziehen und nicht nur jenen Teil nachzuspielen der sie als Helden dastehen lässt, hätte ich nichts dagegen. Denn das hätte auch den Effekt das vielleicht einige Mitspieler sich in der Realität anders verhalten.
    Das tut sich aber keiner an, sondern man sucht sich nur die Sahnestücke heraus.
    Dank Noldorion bin ich über Nordic Larp gestolpert. Ich selbst bin Liverollenspieler, habe jahrelang Cons organisiert und begonnen mir mit den Thema zu beschäftigen. Ich will das mal hier hineinbringen, denn vielleicht ist es eine Anregung das auch am Spieltisch umzusetzen. Ich empfehle da auch: http://www.teilzeithelden.de/2013/05/15/bleeding-ein-kurzer-einblick-in-die-mechanismen-des-larp/.
    In nordeuropäischen Ländern (Schweden, Finnland, Norwegen….) hat sich eine komplett andere LarpKultur entwickelt, als in Deutschland. Oft werden dort künstlerische oder auch gesellschaftskritische Aspekte angeschnitten, die Settings sind sehr viel weiter gestreut und auch die Locations sind oftmals spezieller. Es wird sich dort Gedanken darüber gemacht, wie und wieso (Live)Rollenspiel funktioniert, welche psychologischen und sozialen Mechanismen dahinterstehen und wie man diese steuern kann.
    Eine dieser Möglichkeiten ist das sogenannte Bleeding. Unter Bleeding, was übersetzt so viel wie bluten heißt, versteht man das ineinander überfließen von Emotionen und Gedankengängen zwischen Spieler und Charakter. Der Charakter „blutet“ also in den Spieler über und umgekehrt auch der Spieler in den Charakter. Zugegeben, das ganze ist am Anfang schwer vorzustellen.
    Das Stichwort heißt Embodiment, die Verkörperung der Spielfigur. Im Liverollenspiel teilen sich Spieler und Charakter denselben Körper. Hierdurch erfährt jeder als Person durch unseren eigenen Körper sehr direkt das, was unserem gespielten Charakter wiederfährt. Damit dies nicht ungefiltert geschieht, zieht jeder Geist automatisch Schutzmauern. Diese sind dafür da, die Erfahrungen im Spiel auch als solche zu bewerten und zu verarbeiten. Je tiefer allerdings die Immersion und je tiefer vor allem auch die Emotion die mit diesen (Spiel)Erfahrungen verbunden ist, umso eher „blutet“ diese Erfahrung auch in den Spieler hinein und andersherum.
    Dieses „bluten“ wiederum lässt sich von der Spielleitung forciert oder abgeschwächt, je nachdem was das Ziel des Cons/ der Szene ist. Es gibt ganze Spiele, die nur darauf aufgebaut sind, Bleeding zu verursachen. „Fat man down“ ist eines der Bekannteren, in dem es darum geht, einen „Dicken“ zu mobben. Diese Spiele sind nicht darauf ausgelegt Spaß zu machen, sondern den Leuten eine gewisse Lektion vor Augen zu führen bzw. sie zum Denken anzuregen. Sie sollen sich in der Rolle als Aggressor unwohl fühlen, um so anhand dieser Erfahrung ihr eigenes Verhalten (nicht das ihres Charakters) in der Realität mit anderen Augen zu betrachten. Für diesen Effekt ist Bleeding unverzichtbar, denn genau das ist der Kern von Bleeding.
    Die Frage ist nun, ist Bleeding im Pen & Paper möglich und wenn ja, was würde dann passieren wenn man solche Tabuthemen behandelt wie in diesen Blogbeitrag. Da verlässt man nämlich die Komfortzone als oft weißer männlicher Spieler und kann wirklich Anfangen solche Rollen zu spielen. Dann finde ich Tabuthemen spannend, ansonsten transportieren sie oft unreflektiert Meinungen.

  13. RPGnosis sagt:

    Danke für den ausführlichen Kommentar.
    Über die sozialkritischen Nordic Larps habe ich auch schon gelesen, was du als Bleeding beschrebist, scheint mir jedoch nichts anderes als Charakterimmersion zu sein – bei bewusst negativen, unangenehmen Themen.
    Mit Sicherheit ist dies auch im P&P möglich – zumindest ich habe dies schon ein paar Mal erlebt (mitunter auch ungewollt). Voraussetzung sind schlicht die Bespielung entsprechender schwieriger Thematiken in einer Runde, die immersives Charakterspiel betreibt.

    Die interessante Frage ist für mich die nach der Intention – auf blutende Nordic Larps geht man offenbar (auch) genau aus dem Grund, weil es dort hart, kritisch und emotional aufreibend zugeht. P&P dagegen betreibt man meistens „zum Spaß“ und nicht aus pädagogischen Gründen. Was natürlich nicht heißt, dass man solches hier nicht machen könnte, es ist nur aus zwei Gründen schwieriger: Erstens ist es beim P&P sehr viel leichter als beim LARP, „auszusteigen“ – man sitzt schließlich gemütlich am Tisch zusammen, Handy und Ausgang in Griffweite. Zweitens gehen Leute wahrscheinlich genau aus den Gründen zum Nordic Larp, um in solche Situationen zu kommen – beim P&P dagegen sollte man davon ausgehen, dass die Leute in erster Linie Spaß am Spiel haben wollen. Genau das macht den Umgang mit Tabuthemen hier auch so kompliziert – weder weiß man vorher oft, wie die Mitspieler auf solche reagieren, noch, wie weit sie sich auf sie einlassen wollen.
    Und wer sollte da entscheiden, was wie thematisiert wird? Etwa der Spielleiter?

    Darum plädiere ich für einen offenen und möglichst vorurteilsfreien Umgang mit Tabuthemen, über die man vorher reden sollte, wenn man vorhat, sie ins Spiel einzubauen, vor allem aber über einen *innerweltlichen* Zugang zu solchen – denn denn in der Spielwelt Dinge existieren, die realweltlich Tabuthemen sind, kann man sich ihnen auch mit der nötigen Distanz nähern, ohne dass sie sofort unangenehm werden müssen.
    Der entscheidende Punkt sind aber in jedem Fall die Mitspieler. Wenn Tabuthemen (realweltliche, wie z.B. Sexismus, Rassismus etc.) am Tisch ein Problem werden, dann liegt das mAn immer an den Mitspielern, und nicht an der Spielwelt. Solche Tabuthemen *können* zwar von Regel-1-Spielern (Arschlöchern) aufgegriffen werden, um ihre realweltlich beschränkten Verhaltensweisen ins Spiel zu übertragen und am Tisch Mitspieler anzumachen, genausogut kann das aber auch ohne die Behandlung von Tabuthemen passieren.
    Ich denke, nicht Tabuthemen an sich sind das Problem, sondern die Leute, die mit ihnen umgehen. Und dagegen kommen keine Regeln, kein Hintergrund und kein pädagogisch gut gemeintes Spielkonzept an, sondern da ist, wie im wirklichen Leben, Zivilcourage der Mitspieler gefragt, und ein Vor-die-Tür-Setzen von Arschlochspielern. Kurz: ein verantwortungsvolles Miteinander.

    • JohnLackland sagt:

      Ich erzähl mal aus meinen Nähstübchenkästchen, ich war 17 mitte der 90er Jahre, ländliche Gegend aufgewachsen und habe mit einen Freund Pen & Paper begonnen zu spielen. Eine runde unreflektierter Teenager, ich selbst fühlte mich damals wie heute zu beiden Geschlechtern sexuell und emotiona angezogen. Konnte es aber nicht bennen und hatte tierische Angst das ich als „schwul“ gelten könnte, das beides geht wußte ich damals nicht und das hat auch lange gedauert das zu akzeptieren. Mir war das unangenehm und ich hatte Angst endeckt zu werden, sieht man mir das an. Beim LARP wie beim Pen & Paper. Da hilft auch keiner, wenn etwas unagenehm ist, ist es Deine Aufgabe als Spieler das zu sagen. Was ist wenn man es nicht kann. Viele Menschen gehen immer davon aus das alle Leute sofort reflektieren uns sagen hey, ich liebe sowieso hey ich wurde mal vergewaltigt, hey ich habe schmerzhafte Diskriminierungserfahrungen weil ich Dick bin oder weil meine Freunde mit den ich Pen &Paper spiele sexistische Bemerungen machen und ich die Quotenfrau bin in der Runde oder weil ich mich nicht als Mann fühle sondern als Frau. Du stezt voraus, das wofür man sich schämt, was ein verletzt hat das dies jemand sagt. Selbst ein Nein zu einen Thema ist ein Hinweis auf das was verletzt, was ist wenn man dies nicht kann. Dies ist die Generallösung die du hier vorschlägst. Solche Dinge wie Gruppendruck, mangelndes Selbstbewußtsein oder einfach das auch nicht zu merken weil es noch ein Blinder Fleck bei einen selbst ist, auch verdrängen existiert gar nicht in der Vorstellung von vielen Menschen, dabei dürfte es jeder aus dem eigenen Alltag kennen.
      Ich war der männlichste Männer spieler aller Zeiten und zuweilen ein homophobes Arschloch weil ich Angst hatte schwul zu sein. Als ich meinen ersten Freund kennen lernte musste und mit meinem Studium begann musste ich mich zum ersten mal outen, damals als Homosexuell. Das Thema wurde und wird nur angesprochen wenn ich es nicht auf den Tisch gebracht habe oder bringe und ich habe auch viele Freunde verloren, weil sie damit nicht umgehen konnten. Zurück zum Spiel: Einen schwulen Chatakter zu spielen oder bisexuellen sprich ein Charakter der Sex mit anderen Männern hat undenkbar, bis heute. Das ist äußerst unangenehm und nicht mir sondern den männlichen Mitspielern und diese Erfahrung habe ich gemacht. Da kommen die Agressionen entgegen. WOW! Zurück zum Thema: Du bringst die beweißpflicht zu den Opfern und sagst man darf alles solange man nichts sagt. PC ist von Spaßbremsen gemacht. Das gibt es ja nur, weil die Menschen dich daran hindern wollen tolle Geschichten zu schreiben, fei nach den Motto: „Mir ist mein Spaß am wichtigsten.“ Was ich aber fordere ist Emptahie und hineinversetzen, sich auch mal in die Rollen den Realität zu versetzen und dann zu überlegen brauch ich das, damit ich mich am Spieltisch als toller Hecht fühle, verletze ich vielleicht damit Gefühle. Die meisten Runden betrifft es vieleicht auch gar nicht was ich hier schreibe, das es immer von Einzelschicksalen abhängig ist, von der eigenen Biographie, das hast du richtig erkannt. Aber dein Fehlurteil ist, das jeder es kommunizieren kann und es eine persönliche Verplichtung dazu gibt.
      Übrigens finde ich den Umgang der Sexualität bei DSA sehr locker und cool, und bin in den Romane immer wieder überrascht, leider ist es aber am Spieltisch nicht so.

      • RPGnosis sagt:

        Danke für diesen sehr persönlichen Einblick, den ich völlig nachvollziehen kann.

        Aber ich glaube, du hast mich vollkommen missverstanden bzw. habe ich gewisse Voraussetzungen nicht expliziert, die mir selbstverständlich erscheinen. Ich bin sicher der letzte, der anderen Spielern offensiv Tabuthemen aufdrängen will – dazu bin ich selbst zu sehr „Spaßspieler“, d.h. möchte ich einfach nur Freude am Spiel haben mit Leuten, die ich mag und denen ich vertraue. Letzteres ist eine wesentliche Voraussetzung, um potentiell mit Tabuthemen im Spiel sinnvoll umgehen zu können – wenn in einer Rollenspielgruppe Angst, Vorurteile oder Angst vor Vorurteilen, auch Scham etc. herrschen, ist es natürlich überhaupt nicht sinnvoll, Tabuthemen im Spiel anzugehen, und das würde ich auch niemandem empfehlen. Im Gegenteil, gerade auch den Spielleiter sehe ich natürlich in der Verantwortung, potentiell schwierige Dinge im Voraus abzuklären – dafür waren meine Vorschläge mit der No-Go-Liste etc. gedacht.

        Was aber mAn kontraproduktiv ist, ist potentiell verbreitete realweltlich-traumatische Erfahrungen von vornherein per Autorendekret aus einer Spielwelt zu verbannen – wie Homophobie bei DSA oder Rassismus bei Splittermond, um zwei Reizbeispiele zu nennen. Unabhängig davon, ob diese Themen irgendeinen Spieler in einer konkreten Runde betreffen, habe ich hierbei das leise Gefühl, bevormundet zu werden bzw. meine, dass Autoren, die solches konzipieren, davon ausgehen, dass der „gemeine Rollenspieler“ mit solchen Themen nicht vernünftig umgehen kann und man es ihm deswegen gar nicht erst zumuten sollte, selbst zu reflektieren, was er im Spiel mit seiner Gruppe macht.
        Ich sehe natürlich völlig ein, warum man das tut – allerdings zeugt es mAn von einem eher negativen Menschenbild. Und wie gesagt: wenn in einer Runde Arschlochspieler sind, dann werden die mit Sicherheit auch andere, völlig spielweltfreie Dinge finden, mit denen sie ihre Mitspieler vor den Kopf stoßen können. Dazu brauchen die wenigsten einen politisch unkorrekten Hintergrund.

        Insbesondere finde ich diese Haltung eben etwas zwiespältig, weil z.B. das „Maximaltabu“ Gewalt an sich in Rollenspielen normalerweise gar kein Problem ist, das überhaupt thematisiert wird.
        Und dabei sind sehr wohl auch jüngere Spieler in der Lage, damit konstruktiv umzugehen – um auch einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern: in meiner frühen Shadowrun-Zeit (schon etwas her) spielten wir lange auf 18er-B-Movie-Niveau. Wachen wurden ohne nachzudenken umgeschossen. Das ging mir irgendwann auf den Senkel und ich leierte eine Diskussion in der Runde über notwendige und sinnlose Gewaltanwendung an. Der Effekt war erstaunlicherweise, dass schon bei der nächsten Session – ohne dass ich dazwischen als Spielleiter einmal die Konsequenzkeule hätte schwingen müssen! – verbreitet mit Blendgranaten, Gel- und Schockermunition hantiert wurde und sich in kürzester Zeit eine völlig andere Sicht auf die Arbeit eines Shadowrunners durchsetzte: wenn geschossen werden muss, ist der Run schon halb gescheitert. Unser Spiel wurde daraufhin zunehmend „stealthiger“, geplanter und subtiler, und zwar einfach nur, indem einfach mal drüber geredet wurde, was sinnvoll geht und was nicht.
        Sicher ist auch das nur ein Einzelfall, aber es kann durchaus funktionieren – wenn man eben mit den richtigen Leuten spielt und nicht den Kopf in den Sand steckt. Den Luxus von vorletzterem hat nicht jeder, völlig klar, aber wenn ich rollenspielen will, dann möchte ich das „mit allen Schikanen“ tun – und solche sozialen Kompetenzen setze ich bei den Leuten, mit denen ich rollenspielen will, voraus.
        Wenn das nicht geht, und ich meinen Mitspielern nicht auch emotional trauen kann, dann spiele ich lieber kein P&P mit ihnen, sondern Brett- oder Computerspiele.

        Ich sehe durchaus ein, dass ich damit keine Mehrheitsmeinung vertrete, muss ich aber auch nicht. Ich plädiere einfach nur für einen verantwortungsvollen Umgang, und der besteht für mich nich in Totschweigen oder Präventivvermeidung.

        • JohnLackland sagt:

          Homophobie bei DSA oder Rassismus bei Splittermond kann es geben. Ich kann mir gut vorstellen das es ein Gegenspieler von Raja gibt der Homophob Leute aufhetzt und klipp und klar sagt nur Männer und Frauen, dann ist da auch eine Wertung drin, das es böse ist. Fände ich Super! Auch gibt es Rassismus bei Splittermond. Das Reich der Schwertalben ist eine rassistisch orientiere Diktatur, wenn du kein Alb bist geht es Dir schlecht. In Farukan wurde ein ganzes Gnomenvolk versklavt, bis heute leitet dieses Volk darunter. Was es nicht gibt ist der klassische Speziesismus ala Tolkien Zwerge können die Elfen nicht leiten und so weiter. Auch ist es kein Rassismus es ist Speziesismus. Rassismus wäre es wenn du von der selben Art / Spezies verschiedene Unterarten hättest, Rassen. So wie bei uns Menschen gibt die eindeutig Merkmale haben die sie in große Gruppen zusammenfassen lassen, der Rassen begriff ist verpönt aber es gibt eindeutig genotypische Mermale die Menschen unterscheidbar machen… warum er verpönt ist, weil er den Menschen auf etwas reduziert was er nicht ist. Er macht nur einzelne Merkmale sichtbar, das Äußere, Größe etc.. Dann gibt es noch Nationalsimus, wir Deutsche, wir Franzosen, wir Europäer und so weiter. Dieses Phänomen kannst du auch in jeden Rollenspiel unterbringen. Schon hast du Konflikte die Gruppen von Menschen betreffen. Nur muss ich es in einer Weltenbeschreibung haben?
          Ich habe das Gefühl dir geht es darum um das: Das darf doch mal gesagt werden. Darfst du alles, du darfst es auch alles einbauen, auch wenn es nicht von offzieller Seite so nicht vorgesehn ist, weil man bestimmte andere Merkmale legt. Andere Vorstelluneg hast wie du und andere hier ist das doch in Ordnung. Im Gegenzug aber muss man sich dann aber auch der Kritik stellen, die katholische Kirche selbst würde sich niemals als Homophob bezeichnen, auch wenn ihre Glaubensgrundsätze es sind und ihre Haltung – eine Salatbar die kein Fleisch anbietet ist vegitarisch. Also wenn man so etwas einbaut, dann sollte man es aushalten können als homophob, sexistisch, rassistisch etc. bezeichnet zu werden aber nicht sagen das ist ein Stilelemente der zwingend nötig ist, das halte ich dann für schwierig.
          Dann ist die Frage wenn man soetwas einbaut, sind die Rassisten, die Homophobe und so weiter die Spielercharaktere oder die Antogonisten. Wenn es Spieler sind habe ich Bauchschmerzen damit und ich frage mich dann, warum? Ich will es dabei belassen.

          • RPGnosis sagt:

            Über Speziesismus/Rassismus-Definitionen brauchen wir glaube ich nicht zu diskutieren, wenn wir über ein Fantasy-Setting reden. Und mit dser Andeutung „Ich habe das Gefühl dir geht es darum um das: Das darf doch mal gesagt werden.“ bewegst du dich auf sehr dünnem Eis.
            Du könntest nicht falscher liegen, wenn du hinter meinem Beitrag für den Einbau von Tabuthemen ins Spiel irgendeine politische oder inhumane Gesinnung vermutest und ich verbitte mir nur ausdrücklich alle derartigen Unterstellungen.
            An diesem Punkt macht auch die Diskussion keinen Sinn mehr, da es mir scheint, dass du dich bei deiner Meinung über mich in ein Feindbild verrannt hast, das völlig unzutreffend ist, allerdings vielleicht in meinen Text hineininterpretiert werden kann (was nicht meine Absicht war). Allerdings kann ich dich davon offenbar auch schlecht überzeugen – für derlei Dinge ist das Internet offenbar der falsche Ort. Ich sag dir Bescheid, wenn ich mal auf einer Con bin, dann treffen wir uns dort auf ein Bier und unterhalten uns über Gleichberechtigung, Humanismus und Toleranz.

        • mortoron sagt:

          Es spricht ja nichts dagegen, wenn du in deiner Gruppe Tabus bespielst. Du kannst aber nicht von deiner Gruppe auf die Allgemeinheit schließen. Es gibt auch die Gruppen aus oder mit Jugendlichen. Und die Gruppen von Leuten, die sich vorher nicht kennen.

          Ich denke es ist schwierig zu sagen, welche Gruppen der Mehrheit entsprechen. Meiner Erfahrung nach sind so Gruppen wie deine schlicht inexistent. Und selbst wenn sie in der Mehrheit wären, wäre das kein Grund, deshalb auf die anderen Gruppen keine Rücksicht mehr zu nehmen.

          Gewalt ist ein Sonderfall, bei dem du nicht zu sinnvollen Ergebnissen kommen wirst, wenn du es mit anderen Themen vergleichst.

          Gewalt im Rollenspiel ist meistens z.B. keine häusliche Gewalt. Und bei den wenigsten wurde schon mal jemand aus Freundeskreis oder Familie getötet.

          Selbst wo dies der Fall ist, so ist das Thema bereits in Filmen, Büchern und Computerspielen so dermaßen präsent, dass derjenige sich quasi zwangsläufig mit dem Thema auseinandersetzt. Denn Gewalt ist in den Geschichten unserer Kultur üblich.

          Auch in Rollenspielen hat Gewalt normalerweise einen bedeutenden Stellenwert. Es geht um Konflikte und Spannung und die steigt nun mal mit der Eskalation, deren höchste Stufe Gewalt ist. Kampfregeln sind oft detailliert. Den Bereich Gewalt aus dem Rollenspiel zu entfernen würde viele Leute vor erhebliche Probleme stellen und viele Rollenspiele verstümmeln. Überhaupt kein Vergleich zu einem Setting mit Gleichberechtigung, das einfach machbar ist und nur geringe Einschränkungen bedeutet.

  14. JohnLackland sagt:

    Nein, du verstehst mich falsch: Ich gehe davon aus das du ganz gut weist was du schreibst und auch unterscheiden kannst zwischen den verschiedenen Dingen. Ich bau auch kein Feindbild auf, aber was ich erklären will, enn ich soetwas fordere wie du tust, muss ich mit der Kritik an der Sache leben. Wenn ich ein Setting erstelle das nicht PC ist, dann macht man sich anfeindbar. In den 80er und 90er gab es Fantasy die war Richtung SM und Frauenverachtend. Heute würden die meisten sagen so ein Schund, damals war es Zeitgeist, viele dieser Bücher standen in Deutschland auf den Index. Genauso ist es mit Game of Thrones, klar ist das eine tolle Serie und ich liebe die Bücher, aber es ist sexistisch. Das Spiel mit der dunklen Seite im Neschen halte ich perse nicht für schlecht, aber wenn es andere schlecht finden muss man sich deren Kritik anhören und sich auch gefallen lassen in eine negative Schublade gesteckt zu werden. Im Grunde ist es ein Spiel mit Provokation um ein Effekt zu erzeugen. Diesen Effekt wollen auch Menschen oft machen die sagen: Das darf doch noch mal gesagt werden. Klar darf das jeder, aber lebe mit den Konzequenzen. Nichts anderes war das Ansinnen meines letzten Textes.

    • RPGnosis sagt:

      Ich „fordere“ nicht, Tabuthemen ins Spiel zu bringen, sondern ich schlage vor, dass man dies bei bestimmten Arten von Tabuthemen in produktiver Weisen tun kann. Und zwar bei den gesellschaftlichen Tabus, ausdrücklich nicht den persönlichen – welche sich in der Diskussion, wie auch in deinem eigenen Beispiel, zwar überschneiden können, wo aber dann natürlich der Sensibilitätsanspruch der Runde greift – wenn ein Spieler ein persönliches Problem mit einem auch gesellschaftlichen Tabuthema (z.B. sexueller Diskriminierung) hat, fällt dieses in die Kategorie persönliches Tabu und sollte als solches tendentiell eher nicht im Spiel auftauchen – außer, der Spieler möchte das.
      Mein Plädoyer geht für eine Unterscheidung dieser zwei Ebenen und eine offene Kommunikation auch innerhalb der Spielrunde, was geht und was nicht. Aber gesellschaftliche Tabus per se vom Spielgeschehen auszuschließen (was per se eigentlich nicht geht, nimm z.B. Gewalt, Unterdrückung, Sklaverei/Leibeigenschaft etc.) halte ich für den falschen Weg.
      Deswegen geht auch deine Kritik, dass ich „provokative“ Spiele fordern würde, die Tabus aller Art thematisieren, ganz an dem vorbei, was ich sagen wollte und gesagt habe.

  15. Xandila sagt:

    Auch wenn die Diskussion schon länger her ist, ich bin gerade über ein paar Links hierrauf gestoßen und habe die Gedanken sehr interessiert gelesen.

    Einen meiner Ansicht nach wichtigen Punkt, der für eine Gleichberechtigung in einer Rollenspielwelt spricht, habt ihr aber die ganze Zeit nicht erwähnt.
    Meiner Erfahrung nach scheinen viele Spieler häufiger ihr eigenes Geschlecht zu spielen als ein anderes. Leute, die es gänzlich ablehnen, ein anderes Geschlecht zu spielen und das auch für die übrigen Mitspieler ihrer Runde ablehnen, gibt es auch immernoch viele.
    Das heißt, viele Frauen spielen auch Frauen (egal ob aus eigenem Wunsch oder weil sie mit Leuten spielen, die mit Crossgender nicht klarkommen) In einer Welt, die sich bei den Rollenbildern stark an irdischen Verhältnissen orientiert und somit viele Berufe für Frauen ausschließt, schränkt das damit die Charakterauswahl für Frauen, die dort spielen, massiv ein. Oder aber der Charakter, der gegen die Widerstände der Gesellschaft einen Beruf ergreift wird zum Normalfall, weil es sonst ja nicht ginge.
    Ist das tatsächlich wünschenswert?
    Brienne und Mulan sind dann auch nicht mehr spannende Konzepte, sondern notwenige Übel, wenn eine Frau kämpfen können will und keinen Mann spielen kann/will/darf.

    Eine Welt, die aber in weiten Teilen Gleichberechtigung der Geschlechter hat, gibt Spielerinnen damit mehr Möglichkeiten und Freiheiten. Und wenn es in dieser Welt einzelne Kulturen gibt, in denen es anders ist (egal in welche Richtung), dann haben die Spieler bzw hat die Gruppe auch trotzdem die Möglichkeit auch diskriminierende / diskriminierte Charakterkonzepte und Szenarien zu spielen.
    Übrigens können sich sich auch gerade dadurch, daß es nicht überall in der Welt gleich ist bezüglich Gleichberechtigung, spannende Konflikte ergeben.

    • mortoron sagt:

      Und das ist der Weg, den DSA geht:

      Wer in einem Patriarchat (Nostria und Andergast) oder in einem Matriarchat (Aranien) spielen möchte, der sucht sich einfach die entsprechende Region aus und kann diese Konfliktthemen mit einem vorbereiteten Setting spielen, was diese bereits enthält. Dazu trifft der reflektierte Rollenspieler eine bewusste Entscheidung, während Alrik-Normal-Rollenspieler mit diesen Themen üblicherweise nicht behelligt wird, sondern ohne Bedarf zur Reflektion gefahrlos losspielen kann.

      Das scheint mir der Königsweg zu sein.

      • Xandila sagt:

        Das ist auch einer der Gründe, warum ich DSA spiele 🙂
        Bietet außer dem Konfliktspiel im Patriacharchat und Matriarchat ja auch noch mit den Achmad’sunni der Novadis, die als Frau rechtlich aber als Mann gelten und damit dort eine „männliche“ Stellung im Patriarchart haben können, eine weitere spannende Facette, die man nutzen kann oder aber komplett bei sich am Spieltisch ausblenden kann. (Das war auch einer der oben erwähnten spannenden Konflikte, wo eine Mittelreicherin lange gebraucht hat, die Gedankenwelt meiner Achmad’sunni zu verstehen, und warum eine gebürtige Frau die Vorherrschaft von Männern nicht nur unterstützt und sondern auch andere Frauen als sich untergeordnet ansieht)

  16. Krassling sagt:

    Tja Andreas, du hattest ja befürchtet dich in die Nesseln zu setzen und natürlich ist das auch eingetreten. Wer in diesem Land andeutet Political correctness wäre nicht alternativlos und selbstverständlich oberstes Ziel eines jeden klar denkenden Menschen, muss selbstverständlich mit harscher Kritik rechnen. Kannst froh sein, dass die Kollegen noch so nachsichtig und freundlich mit dir waren.

    Eines meiner persönlichen Tabus wären übrigens Mitspieler oder Spieldesigner, die mir ihre persönliche Vorstellung von Political correctness aufoktruieren wollen.

    Persönliche Tabus meiden, finde ich grundsätzlich unbedingt erforderlich. Leider lassen sich diese meist kaum brauchbar ermitteln. Was also tun?
    Ich Handhabe das so, das ich Dinge, die dahingehend gefährlich sind, präventiv ausblende. Dazu gehören gemeinhin Folter, Vergewaltigung, Gewalt gegen Kinder und die meisten Dinge, die ich als jenseits des guten Geschmacks betrachte. Grundsätzlich meide ich auch alles was explizite Demütigungen meiner Spieler respektive ihrer Figuren beinhaltet.

    Gesellschaftliche Tabus sind durchaus sehr reizvoll allerdings ist mir deine Position hier eine Spur zu puristisch. Ich habe hier zunächst zwei Präferenzen. Erstens, ich möchte mich nicht bevormunden lassen. Und zweitens, wenn sich Setzungen unplausibel anfühlen, dann empfinde ich sie als störend.

    Als Bevormundung empfinde ich beispielsweise die strikte Geschlechterneutralität bei DSA. Nicht weil ich jemals das Bedürfnis gehabt hätte Sexismus, Machogehabe und anderen geschmacklosen Unfug auszuspielen. Aber allein die theoretische Überlegung ob es irgendwie ein Problem sein könnte, dass ich gerade schon den dritten Schmied als Mann beschrieben habe, nervt mich famos. Die meiste Zeit über ignoriere ich derartige Dinge daher.
    Umgekehrt stelle ich immer wieder fest, das mich das Auftreten von männlichen Hebammen und weiblichen Lasträgern vor immersive Probleme stellt.

    Das es in Lorakis keinerlei Rassismus gibt wusste ich nicht und finde ich zunächst einmal schade. Vermutlich würde ich das auch einfach bei Bedarf wieder einführen wenn es keine plausible spielinhärente Begründung dafür gibt. Die Begründung, dass die Thematisierung, nein Pardon das Vorhandensein von Rassismus in einem Spiel den Spielern nicht zuzumuten sei, finde ich vorsichtig gesprochen, merkwürdig. Was ist dann mit Spielen wie SR und ED? Sind das dann Spiele von unempathischen, rücksichtslosen Rassisten für Genossen vom gleichen Schlage? Ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass hier ganz andere Beweggründe eine Rolle spielen. Gründe die weniger mit potentiellen Spielern und mehr mit der Selbstdarstellung der Autoren zu tun haben. Aber das kann ich nicht seriös beurteilen.

    Für mich gibt es außerdem einen wichtigen Unterschied zwischen Vorhandensein eines Konfliktthemas und dem Thematisieren/Ausspielen. Es gibt keine wie auch immer geartete Ausrede dafür seine Mitspieler zu schikanieren. Wenn jemand am Spieltisch eine Waldelfe spielen möchte und die übrigen Kulturvertreter wahlweise Probleme mit Frauen, Nichtmenschen oder Zauberern haben, dann erwarte ich, dass die Spieler einen Weg finden, dennoch einen guten Umgang miteinander zu pflegen. Egal was der Hintergrund sagt. Es gibt keine Ausrede dafür ein Arschloch zu sein. Das gilt auch für die Spielleitung. Wenn ich ein Abenteuer in einer Stadt anbiete, deren Bewohner Zwerge hassen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ich schikaniere den Zwergendpieler nach sollen Regeln der Kunst. Oder ich finde einen Weg diesen spielweltlichen Hintergrund zwar zu thematisieren, dem Spieler aber dennoch genügend Angebote zu machen, die ihn sinnvoll und angemessen in das Geschehen einbinden. Ersteres ist aus meiner Sicht nicht wirklich akzeptabel. Dennoch würde ich deswegen nur ungern auf jedes potentielle Spannungsfeld verzichten.

    Wenn ich mir von einem ethisch aufgeweckten Spieldesigner etwas wünschen dürfte, dann wäre das nicht die Verbannung per Setzung von 2 von 5 Diskriminierungen aus seiner Spielwelt, sondern eine maßvolle Eingrenzung von Gewalt. Entgegen den Behauptungen weiter oben ist mein Eindruck der, dass die meisten Systeme entweder aktiv auf exzessiven Gewalteinsatz hinarbeiten oder diesen zumindest billigend begünstigen.

    Warum glauben meine Spieler, dass eine der beliebtesten Kulturen eine keine-gefangenen Politik propagiert? Warum stellt der ehrenhafte Krieger nach zwei Spielabenden fest, dass die Kirche des blutigen Schlächters reuloses Morden ohne lästigen Ehrenkodex erlaubt? Wieso hat der Waldmensch keine Moralvorstellungen, die das Ermorden unbeteiligter Passanten sanktioniert? Wieso ist dem Bordkaplan sein Ego auf einmal wichtiger als das Wohl seiner Mannschaft? Warum gehört die Achtung vor dem Leben nicht zur Grundausstattung wenigstens jener Ptofessionen, die ansonsten allzu leicht das Leben anderer beenden? Und schlussendlich, warum wird in der Regel nur die Geschwindigkeit diskutiert mit der Spieler-Figuren sich in unaufhaltsame Mordmaschinen verwandeln? Viel interessanter wäre es doch darüber nachzudenken, wie sie dieser Verantwortung gerecht werden.

    Ich glaube, die Antwort darauf ist einfach. Unterschiede zwischen Geschlechtern und Rassen verwischen in der Erzählung am Tisch zu Nichtigkeiten. Ich kann DSA spielen ohne dass jeder zweite Schmied eine Frau sein muss. Aber kein Spieler, der womöglich noch mit Egoshootern sozialisiert wurde, möchte sich vorschreiben lassen, dass seine Figur Alpträume bekommt wenn er jeden Morgen nach dem Frühstück drei Menschen tötet. Mich stört es nicht, wenn der Zwerg und der Elf sich respektvoll kabbeln, weil es zwischen diesen Rassen traditionelle Animositäten gibt. Aber wenn die Spieler es für eine angemessene Umsetzung der Spielwelt halten, als unbesiegbare Mordmaschinen ohne jede Sanktion und moralische Schranken durch die Lande zu ziehen, dann schlafe ich schlecht. Ernsthaft. Einem Spiel, welches solche moralischen Dimensionen sinnvoll einbinden würde, zollte ich höchsten Respekt. Verkaufen wird sich so etwas vermutlich nicht.

    Abschließen möchte ich noch mit einem kleinen Negativbeispiel aus der ach so korrekten Welt des Schwarzen Auges bringen. Die gerade wieder neu aufliegende Stadt Havena wird geprägt durch ein hartes Magieverbot. Früher habe ich die gesellschaftliche Auswirkungen ignoriert und mich auf juristische Spitzfindigkeiten konzentriert. Nach einigen Lektüren jüngere Zeit ist mir klar geworden, Havena diskriminiert Zauberer aller Traditionen in extremste Weise. Das ist kein echter Rassismus, aber dennoch die ideologische Ablehnung einer angeborenen Eigenschaft. Witzigerweise sind in einer typischen DSA5 Runde ungefähr 3/4 aller Helden irgendwie magiebegabt. Dass Havena damit bei korrekter Anwendung dieses speziellen „Rassismus“ nahezu unbespielbar wird hat bisher aber noch zu keinem mir bekannten Protest geführt. Am Spieltisch dürfte es aber zu einem massiven Problem werden, wenn der Magier und der Elf permanent schikaniert und ihrer wertvollsten Ressourcen beraubt werden. Witzig wird das ganze ja dadurch, dass Havena ja nun nicht irgendeine exotische Region für Fortgeschrittene ist. Vielmehr handelt es sich um die irdisch traditionsreichste Stadt des Spiels. Hier scheint sich überraschenderweise niemand daran zu stören, dass bestimmte Personengruppen (und damit auch deren Spieler) systematisch benachteiligt und ausgegrenzt werden. Liegt vermutlich daran, dass Zauberer keine irdische Lobby haben.

    Disclaimer: Das alles hier ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Es erhebt keinen Anspruch auf Gültigkeit über meine Person hinaus. Ich habe nicht die Absicht jemanden zu missionieren oder aufgrund seiner privaten und persönlichen Ansichten anzugreifen oder sonstwie zu diskreditieren. Sollte irgendwo doch dieser Eindruck entstanden sein, bitte ich das zu entschuldigen und es allein auf meine unsaubere Ausdrucksweise und die fortgeschrittene Stunde zu schieben.

    Wenn ich so recht darüber nachdenke gibt es im Rollenspiel ganz eigene und völlig andere Tabus als die hier beschriebenen. Aber das ist vermutlich ein Thema für ein anderes Mal.

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