Rollenspiel: Regeln oder Hintergrund?

Oder: kann man z.B. mit Ilaris DSA spielen? Zugegeben vielleicht ein etwas sehr grundsätzlich klingender Titel für eine Frage, die sich mir jüngst stellte. Ohne konkretes Ergebnis, aber vielleicht komme ich wieder häufiger zum Bloggen, wenn ich mich mal kürzer fasse. Weiterlesen

Ilaris – das bessere DSA5?

Das Cover on Ilaris. Auf dem Blog gibt es ein interessantes „making of“ dazu.

Am 7. Juli erschien mit Ilaris ein alternatives Regelwerk für DSA aus der Feder von Curthan, mit dem ich auch hier auf dem Blog bereits viel diskutiert habe. Ein guter Grund, mal aus der Versenkung zu kommen und wieder einen Beitrag zu schreiben – schließlich hat sich Ilaris einige Ideen von Triakonta/Pandora entlehnt.

Die Illustrationen hier im Beitrag stammen von Bernhard Eisner und wurden dem Regelwerk entnommen; Herunterladen könnt Ihr dasselbe sowie Archetypen und einen Heldenbogen hier.

Ich kann hier natürlich nicht jeden Absatz des Buches einzeln kommentieren, sondern möchte mir Ilaris insbesondere unter zwei Gesichtspunkten anschauen: erstens, wie gut gefällt mir das System abstrakt, handwerklich, insgesamt, und zweitens, wie gut passt es sich an DSA bzw. DSA an sich an: inwiefern wird der Spielwelt-Regel-Realismus von diesen alternativen Regeln beeinflusst, wie ändert sich dadurch das Spielgefühl?

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DSA5-Regelwerk, Teil 4.1: Übernatürliches (I)

Aufgrund von umzugsbedingter Internetabstinenz über mehrere Wochen kommt dieser nächste Teil meiner DSA5-Rezension leider verspätet – pardon, aber das war höhere Gewalt. Darum auch keine lange Vorrede, sondern gleich rein ins Geschehen. Aufgrund der weitgehenden regeltechnischen Analogie zwischen Zauberern und Geweihten werde ich hier zunächst die Magieregeln ausführlich vorstellen und im Anschluss nur kurz erläutern, was die priesterlichen Entsprechungen oder Unterschiede sind. Obacht, aufgrund der Länge der Regeln zum Übernatürlichen wurde diese Rezension in zwei Teile gespalten; der Link zum zweiten Teil findet sich ganz unten. Weiterlesen

DSA5-Regelwerk, Teil 2: Charakterregeln

Nach meinem ersten Einblick in die Grundregeln geht es an dieser Stelle weiter mit dem nächsten großen Brocken: den Charakterregeln – also Erschaffung, Steigerung, Rassen, Kulturen, Professionen, Vor- und Nachteile. Detaillierteres zu den Talenten werde ich aus Platzgründen erst im nächsten Artikel äußern. Um unnötige Dopplungen mit anderen ausführlichen Rezensionen zu vermeiden, werde ich versuchen, mich kurz zu fassen und auf meine Hauptinteressen – Spielweltregelrealismus, Änderungen im Vergleich zur Beta und zu 4.1 und mögliche Auswirkungen von für mich seltsamen Regelkonstrukten – zu konzentrieren.

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DSA5-Regelwerk, Teil 1: Ersteindruck, Einleitung und Grundregeln

Das Cover des neuen Grundregelwerks für DSA5.

Das Cover des neuen Grundregelwerks für DSA5.

Es ist so weit, die Zeit des Hoffens und Bangens hat ein Ende. DSA5 ist da – nicht in einer Alpha-, Beta- oder Gamma-Version, sondern als endgültiges, hartgebundenes Grundregelwerk. Im Gegensatz zum DSA4-Pendant ist dieses erste Buch auch nicht nur eine „Light-Version“ der Spielregeln, die man mit Erscheinen weiterer Bände nicht mehr braucht, sondern eine dauerhaft gültige Ausgangsbasis für alles, was noch kommt.

Und ich kann es mir natürlich nicht nehmen lassen, diese neue Version, wie schon die Beta-Regeln, einem ausführlichen Review (Überblick hier) zu unterziehen – voraussichtlich wieder in ungefähr W3+4 Teilen. Dabei werde ich versuchen, immer wieder sowohl die Perspektive des potentiellen Neueinsteigers als auch des DSA4-Veteranen einzunehmen, und nach Möglichkeit auch hin und wieder auf Unterschiede seit der Beta-Version hinzuweisen. Wo ich nicht anders kann, werde ich außerdem kurze und einfache Hausregelvorschläge einstreuen.

Vom Verfahren her werde ich die Rezension (zumindest zu Anfang) direkt parallel zu meiner eigenen Lektüre der Regeln zu schreiben, das ist bei so einem Brocken am zeiteffektivsten. Einige Dinge werden dadurch sicher im Schlussfazit noch einmal anders bewertet werden müssen, wenn man sie dann im Gesamtkontext sehen kann.

Freundlich unterstützt wurde ich bei den folgenden Texten mit einem Rezensionsexemplar von Ulisses. Herzlichen Dank dafür.

Da ich bekanntermaßen dazu neige, mitunter recht lange Texte zu produzieren (was ohne Zweifel auch hier der Fall sein wird, in diesem ersten Teil schreibe ich z.B. recht ausführlich über Sammel- und Gruppenproben), gibt es am Ende jedes Einzelartikels eine kurze Zusammenfassung.

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Werkstattbericht (3): Der Kurs ist gesetzt.

TRIAKONTA_LogoVor einiger Zeit hatte ich einen 1800-Wörter-Beitrag über das Trilemma zwischen Detailgrad der Regeln, thematischem Fokus und Spielstil für Pandora geschrieben, den ich hier schließlich doch nicht veröffentlicht habe, der aber dafür hausinterne Diskussionen anstieß. Ich habe länger – unter anderem wegen einiger Kommentare auf meinen vorherigen Werkstattbericht, aufgrund einer Diskussion im RSP-Blogs-Forum um „exemplarische Regeln“ – über das Problem nachgedacht, gleichzeitig eine möglichst gute Spielweltabbildung und die Möglichkeit zu erreichen, das Triakonta-Regelset für das Pandora-Setting wirklich offen für verschiedene Spielstile zu machen. Herausgekommen ist – vielleicht zwangsläufig – kein wirklicher Kompromiss, sondern eine Richtungsklärung, denn alles gleichzeitig kann man wohl leider nicht haben.

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Nichtspielercharaktere – ein Wertedilemma. (Karneval der Rollenspielblogs)

Logo_RSPKarneval_250pxKollege Engor richtet diesen Monat den Karneval der Rollenspielblogs mit dem schicken Thema „Lebendige NSCs – wie man Figuren Tiefe verleiht“ aus. Und weil aus der Ecke, die mich aus Designersicht besonders interessiert, noch keine Artikel kamen, mache ich eine kurze Ausnahme von der Sommerpause und möchte in diesem Beitrag auf ein tatsächliches Dilemma betreffend der Werte von NSCen aufmerksam machen. Es geht hier um den Gebrauch von Regeln beim Einsatz von Nichtspielercharakteren. Und zwar primär in komplexen, regellastigen Systemen, und es handelt sich eher um eine Problembeschreibung als um einen Lösungsvorschlag. Weiterlesen

DSA 5 Betaregeln (4) – Kampfregeln

Nach einem ersten Eindruck, den Proben und Fertigkeiten sowie der Generierung und Steigerung von Charakteren sehe ich mir heute die Kampfregeln der DSA5-Beta an. Ich persönlich vertrete ja die These, dass man von den Kampfregeln eines Rollenspiels meist auch auf die Qualität des ganzen Rests der Regeln rückschließen kann – was bei 5Beta leider ziemlich durchwachsen ist. Ich will hier nicht auf alle Detailregeln eingehen (z.B. Reiterkampf), sondern vor allem auf die Grundkampfregeln – denn wenn die schon fragwürdig sind, helfen auch gute Detailregeln nichts mehr.

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DSA 5 Betaregeln (1) – Adieu, „Phantastischer Realismus“!

Das Betaregelwerk für DSA5 ist seit der RPC am Start (kostenloses Regel-pdf und Abenteuer gibt’s hier), und es wird bereits fleissig über die jetzt aus dem Sack gelassene Katze diskutiert. Allein die Teilnehmer im Ulisses-Forum produzieren schon wieder mehr Output, als ich momentan verarbeiten kann, also schau ich mir das Regelwerk doch ganz unvoreingenommen mal selber an, als mich zu lange in Foren rumzutreiben (den Passierschlag und ersten Spielbericht bei Nandurion will ich trotzdem schon mal allen ans Herz legen).

Da vermutlich in der Szene ein großes Interesse vorhanden ist, habe ich vor, mehrere Artikel zu schreiben und die Betaregeln Teil für Teil genauer unter die Lupe zu nehmen. In diesem ersten Part geht’s um meinen allgemeinen Eindruck nach Durchblättern und stichprobenartigem Lesen einzelner Passagen, die mich besonders interessiert haben. Aber obacht, eventuell ist insgesamt etwas mehr Grant drin, als die End-Version dann nach ausführlicher Überarbeitung vielleicht verdienen wird. Weiterlesen

DSA wird 30 – Kurzweiliges aus der Vergangenheit

Im Artikel zum 30-Jährigen von DSA bei Nandurion sind zwei wunderbare Zeitdokumente verlinkt – Berichte über das erstmalige Erscheinen von DSA und damit einhergehend vor allem eine Erklärung für den bundesdeutschen Bürger, was so ein Rollenspiel eigentlich ist. Auch wer das damals (so wie ich) nicht selbst miterlebt hat, kann darüber sicher das eine oder andere Mal schmunzeln; zumal in Teilen auch amüsanter bis haarsträubender Unsinn darin erzählt wird. Weiterlesen

Regeln im Rollenspiel (Teil 3) – Grundlegung des Fundaments einer Basis… und DSA 5.

Im vorherigen Teil dieser Serie habe ich zwei sich auseinanderentwickelnde Sichtweisen auf den Zweck von Regeln beschrieben, und dass auch Systeme wie DSA, die sich den „Phantastischen Realismus“ auf die Fahnen geschrieben hat, diesen eigenen Anspruch nicht erfüllen. Meiner Ansicht nach muss die Differenz zwischen der Sichtweise des SRR und der Regel-nur-zur-Spielkonfliktlösung-Fraktion aber nicht aufrechterhalten werden. Ich glaube, die Zukunft von Rollenspielregeln liegt in einer Symbiose der Mechanismen, die sowohl den SRR wie auch die dramatisch-konfliktbasierte Spielweisen bedienen kann. Weiterlesen

Regeln im Rollenspiel (Teil 2) – Zwei Sichtweisen auf Regelsysteme

Im ersten Teil der Serie habe ich einen kurzen Abriss über die Geschichte des Rollenspiels gegeben und, sehr wichtig, „Realismus“ als Begriff definitorisch aus der Philosophie ins Rollenspiel übertragen. Spielwelt-Regel-Realismus (SRR) habe ich diese Sichtweise genannt, die besagt, dass Regeln unter dieser Prämisse nicht nur ein Mittel zur Auflösung von Spielkonflikten sind, sondern konstitutiv für den Bestand der Spielwelt – diese hat nach den Regeln zu funktionieren, die Regel-Hintergrund-Interaktion ist kein schmückendes Beiwerk, sondern Notwendigkeit für ein konsequentes Spiel in der Spielwelt und damit letztlich nichts geringeres als die Charakterdarstellung selbst.

Die Geschichte des Rollenspiels verläuft in Phasen – einer Prä-P&P-Phase der Simulation von Kriegsszenarien folgte eine Vereinfachung und Spielbarmachung, anschließend wieder eine Welle Richtung von mehr Details, die zu einem Kollaps führte, der zum Neuen Paradigma von Einfachheit, „Geschichte vor Regeln“ u.ä. führte – ich nenne das den „narrativistic turn“ der Rollenspielgeschichte. Im folgenden will ich zwei Sichtweisen auf Regeln beschreiben, so wie ich sie in der Szene wahrnehme – und die, meiner Erfahrung nach, oft mit Erlebnissen und Erfahrungen der Spieler verknüpft sind, die sie vertreten. Weiterlesen